21 november 2012

Per Wästberg und die Dritte Welt

Per Wästberg wurde am 20. November 1933 als Sohn des Redakteurs Erik Wästberg und seiner Frau Greta Hirsch in Stockholm geboren, wo er auch aufwuchs und heute noch, gemeinsam mit seiner dritten Frau Sofia Augustdotter, im Stadtteil Östermalm lebt und arbeitet.

Noch bevor Per Wästberg im Jahre 1952 die Hochschulreife erwarb, war er bereits in die schwedische Literaturgeschichte eingegangen, nämlich als jüngster veröffentlichter Autor Schwedens. Wästberg hatte bereits 1949 als Fünfzehnjähriger die Novellensammlung Pojke med såpbubblor veröffentlicht und dabei auch einen Bruch in der Literatur verursacht, da er der erste Autor dieser Epoche war, der die existentielle Angst in seinem Werk durch eine Lebensbejahung austauschte.


Nach der Hochschulreife machte Per Wästberg zuerst ein Bachelor of Arts an der Harvard University, anschließend setzte er sein Studium an der Universität Uppsala fort, das er 1962 mit einem fil. lic. an der philosophischen Fakultät abschloss. Bereits 1953 hatte er, parallel zum Studium als freier Kulturredakteur für die Dagens Nyheter gearbeitet, die Zeitung, an der er zwischen 1976 und 1982 als Chefredakteur arbeitete.

Seinen literarischen Durchbruch hatte Per Wästberg im Jahre 1955 mit seinem Roman Halva kungariket, der dem Leser in romantisch ironischer Weise Stockholm mit den Augen eines jungen Paares, Helena und Felix, zeigt, das als Führer wiederum eine Künstlerin des Vergnügungsparks Gröna Lund hat.

Unter den über 70 Büchern von Per Wästberg findet man mehrere, die das Stockholm von der Warte des gehobenen Bürgerstands zeigt, der Welt, die der Autor am besten kennt. Er bildet damit eine Ergänzung zu Per Anders Fogelström mit seinen Beschreibungen der Hauptstadt Schwedens, der jedoch die Position eines einfachen Bewohners einnimmt.

Als Per Wästberg durch ein Stipendium in den 60er Jahren Afrika kennen lernte, begann eine gewisse Wende bei seinem Schaffen und seinem persönlichen Engagement, denn ab dieser Zeit treten die Probleme der Dritten Welt ins Zentrum. In diesem Rahmen wird er jedoch nicht nur im journalistischen und literarischen Bereich tätig, sondern 1963 gründet er, gemeinsam mit Hans Göran Franck die schwedische Sektion von Amnesty International und beginnt, im gleichen Sinne wie Jan Myrdal und Sara Lidman, mit der Feder gegen die Apartheidspolitik Südafrikas zu kämpfen. Die Einleitung zu dieser Gedankenwelt sieht man vor allem in Wästbergs Reportagebüchern Förbjudet område und På svarta listan, die der Autor beide bereits 1960 veröffentlicht hatte.

Ab 1996 beginnt Per Wästberg an die Nachwelt zu denken und beginnt sein Leben aufzuzeichnen. Er beginnt mit der Veröffentlichung seines Tagebuches, das er im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren führte, setzt mit dem Tagebuch fort, das bis zu seinem 20. Lebensjahr reicht und führt seine Memoiren denn im Jahre 2006 fort, einer Serie in der bisher vier Bände erschienen sind.

Es ist relativ schwierig eine literarische klare Linie bei Per Wästberg zu finden, denn er veröffentlicht Reportagebücher, Romane, Reiseschilderungen, Poesie und politische Werke, die sich indes alle mehr oder weniger um seine persönlichen Erfahrungen und seine persönliche Entwicklung drehen und mehrheitlich in Verbindung mit der jeweiligen Zeitströmung stehen, was auch ein Zeichen für seine parallele Tätigkeit als Journalist ist. Diese Eigenschaft zeigt sich auch im präzisen und sachlichen Stil, den Wästberg bei seinen Werken verwendet, was jedoch nicht bedeutet, dass der Schriftsteller dünne Bücher schreiben würde.

Per Westberg war von 1979 bis 1986 der Vorsitzende der schwedischen P.E.N.-Vereinigung, ist seit 1984 der Vorsitzende des Stockholmer Schönheitsrates, erhielt 2001, gemeinsam mit seiner damaligen Frau Anita Theorell den Augustpreis und wurde 1997 auf den Stuhl Nummer 12 der Svenska Akademien gewählt, auf dem er Werner Aspenström folgte.    

Obwohl Per Wästberg mit zu den bedeutendsten Gegenwartsautoren Schwedens gehört, sind nur wenige seiner Werke in andere Sprachen übersetzt worden, ausgenommen den Gedichtbänden, die bisher in sechs verschiedenen Sprachen erschienen.

Copyright: Herbert Kårlin

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