29 juni 2013

Gösta Oswald, ein Sprachkünstler der schwedischen Literatur

Gösta Oswald wurde am 9. Juni 1926 als Sohn des Typographen Eric Gustaf Adolf Oswald und dessen Frau Judit Blenda Östeberg in Stockholm geboren und ertrank am 26. Juli 1950 im Alter von 24 Jahren bei Väskinde vor der Küste Gotlands. Oswald war ab 6. April 1950 mit der Journalistin Jörel Emfred Jöransdotter Sahlgren verheiratet.

Der spätere Schriftsteller Gösta Oswald wuchs in sehr bescheidenen Verhältnissen auf, da die Familie sich mit einem einzigen Zimmer begnügen musste, wobei sich der Junge sehr früh mit Kunst beschäftigte, denn mit zwölf Jahren versuchte er bereits Hjalmar Söderberg mit seinen Stockholmschilderungen nachzueifern und mit 16 begann er bei Erland von Koch Komposition und Musiktheorie zu studieren. Seine frühen literarischen Versuche waren zwar nicht ausgereift, aber schon um diese Zeit verband er Musik mit Schriftstellerei und gab seinen Worten und Sätzen einen Klang.

Gösta Oswald, Skrifter I - Den andaktsfulle visslaren. Christinalegender, Bokförlaget Atlantis, Stockholm, 2000

Nach seinen Musikstudien schien sich Gösta Oswald jedoch für eine Karriere als Komponist vorzubereiten, denn ab 1942 schrieb er mehrere Werke für das Piano, die leider bis heute kaum nach ihrem wahren künstlerischen Wert ausgewertet wurden und lediglich eine einzige seiner Kompositionen erschien 1968, also lange nach seinem Tod, auf Schallplatte.

Als Gösta Oswald seine Musikstudien begann, wechselte er auch in das Stockholmer Gymnasium Norra Latin, wo er aus seiner künstlerischen Isolation, die er während der Hauptschulzeit empfand, befreit wurde, denn hier kam er in die gleiche Klasse wie Vilgot Sjöman und in der literarischen Vereinigung Concordia traf er auf Lars Forsell und Carl-Eric Nordberg, die die gleichen Interessen hatten wie er selbst. Da Oswald zwischen 1943 und 1946 eine rege Korrespondenz mit Sjöman führte, kann man dem Schaffensdrang des Autors in jener Epoche in längeren Zügen folgen.

Im Jahre 1945 legte Gösta Oswald die Hochschulreife ab und arbeitete den Sommer über als Privatlehrer bei Eksjö, bevor er sich im Herbst an der Universität Stockholm einschrieb. In diesen Monaten muss der Schriftsteller auch mit seinem Lyrikband Den andaksfulla visslaren begonnen haben, seinem ersten Buch, das bereits im Herbst des Folgejahres beim Bonniers förlag erschien und von der ersten Sekunde an die Kritiker überzeugte, da Oswald eine lyrische Reife zeigte, die so mancher Lyriker nie erreicht.

Da die ersten Gedichte von Gösta Oswald im Aufbau und Stil jenen von Erik Lindegren nahe kamen, wurde Oswald mit seinen Werken unmittelbar in die Diskussion um den Modernismus einbezogen, was den Autor dazu veranlasste innerhalb von zwei Tagen sein künstlerisches Manifest Nysymbolismen zu schreiben und er beginnt an seinem Meisterwerk, den Christinalegender zu schreiben, einem Werk, das erst posthum erschien. Auch wenn bei diesem Werk die Ausgangsfigur Christina von Stommeln ist, so bearbeitet Oswald in diesem Werk alle großen Denker der Geschichte in mystischer Form, insbesondere die Frauen unterschiedlichster Epochen.

Mit seinem modernistischen Prosaklassiker En privatmans vedermödor, den Gösta Oswald im Jahre 1949 unter dem Pseudonym Peter Sergius veröffentlicht, legt der Schriftsteller einen Roman über die Eifersucht vor, ein Werk, das die Kritiker mit Friedrich Hölderlins Hyperion vergleichen und sein Verhältnis zur Norwegerin Ranveig Boleyn-Drewry schildert mit der er zwischen 1946 und 1950 ein sehr intensives Verhältnis mit zahlreichen Höhepunkten und vielen Tiefpunkten hatte.

Im Frühjahr 1949 erhält Gösta Oswald ein Reisestipendium, das ihn in Begleitung von Axel Liffner erst nach Irland führt und anschließend nach Paris, wo er Kontakt mit Erik Lindegren, Rut Hillarp und anderen schwedischen Autoren aufnimmt.

In Paris machte Gösta Oswalds Roman Rondo, den er in Irland begonnen hatte, große Fortschritte, bis der Schriftsteller erfährt, dass Ranveig für ein Jahr nach Amerika gehen wird. Der Roman bleibt nun liegen und Oswald kehrt nach Schweden zurück, nicht nur mit zersplitterten Gefühlen, sondern auch vollkommen pleite.

Erst als Gösta Oswald in Uppsala seine zukünftige Frau Jörel Sahlgren trifft, beginnt er wieder an Rondo zu arbeiten, einer Art mystischen Autobiographie. Als von den fünf Teilen des Romans zwei abgeschlossen sind und drei als Fragmente existieren, ertrinkt Oswald vor Gotland. Seine Frau veröffentlichte den Roman anschließend unvollendet, hatte ihn jedoch leicht bearbeitet, damit er für den Leser verständlich wurde.

Obwohl Gösta Oswald bis zu seinem frühen Tod nur sehr wenige Werke veröffentlichte, zählt er mit zu den bedeutendsten Autoren Schwedens der 40er Jahre und beeinflusste zahlreiche andere Autoren durch seine musikalische Lyrik und Poesie. Noch heute wird er als einer der großen Sprachkünstler der schwedischen Literatur bezeichnet. Seine Werke wurden im Jahre 2000 von der Svenska Akademien in der Reihe Svenska Klassiker in zwei Bänden veröffentlicht.

Copyright: Herbert Kårlin

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