23 juni 2013

Martin Koch und die frühe Arbeiterliteratur Schwedens

Martin Koch wurde am 23. Dezember 1882 als Sohn des Graveurs Peter Iwar Koch und dessen Frau Agnes Viktoria Petersson in Stockholm geboren und starb am 22. Juni 1940 im Alter von 57 Jahren in Hedemora in Dalarna. Koch war in erster Ehe mit Hilda Ingeborg Gustavsson und in zweiter Ehe mit Signe Vilhelima Holmen verheiratet.

Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte Martin Koch in einer kleinbürgerlichen Familie, die sozial jedoch am Abstieg war als der Vater sich zu einem Bohemien verwandelte, der nur noch sporadisch arbeitete und 1888 die Familie ganz verließ. Die willensstarke Mutter erzog ihre zwei Söhne dann in einer kleinen Wohnung auf Södermalm, wobei auf Koch jedoch beide Elternteile ihren Einfluss ausübten, denn durch den Vater kam er an die Musik und die Mutter brachte ihm die Literatur näher.

Martin Koch, Martin och Ingebrog, Briefe, Redaktion: Alli Svedberg, Sober Förlag, Martin Koch Sällskapet, 1996

Spannungen zwischen den beiden Brüdern führten dazu, dass Martin Koch zwischen 1893 und 1895 in Jönköping zur Schule ging und bei seinem Onkel mütterlicherseits wohnte. Die Sommer verbrachte der spätere Schriftsteller auf dem Lande in der Nähe von Strängnäs, was Koch dazu führte, dass er immer einen gewissen Gegensatz zwischen Land und Stadt sah und er das Leben auf dem Hof geradezu als idyllisch demokratisch bezeichnete.

Nachdem Martin Koch keine besonderen Leistungen in der Schule brachte, verließ er 1899 das Södra Latinläroverket in Stockholm ohne jeden Abschluss und begann anschließend eine Ausbildung als Maler, begleitet von Kursen an der Althins målarskola. Da ihm seine Berufswahl jedoch wenig zusagte, entschloss sich Koch im Jahre 1904 an der Kunstakademie zu studieren um anschließend als Maler, Musiker oder Skalde tätig zu werden. In diesem Punkt wollte Koch die Zukunft entscheiden lassen.

Die ersten Gedichte, die allerdings noch keine klare Linie zeigten, schrieb Martin Koch noch vor der Jahrtausendwende, ohne damit jedoch irgendwelches Aufsehen zu erregen. Das unstete Leben von Koch hatte eine Wendung, als er sich ab 1906 beim Templerorden engagierte, wo er Selbstdisziplin und Verantwortung lernte. Ab dieser Zeit lernte der Autor auch zahlreiche Arbeiter kennen, die er später als Charaktere in seinen Romanen einbaute. Auf Grund der Empfehlung des Lexikographen Ferdinand Schulthess wurde Koch 1909 in der Bibliothek der Templer beschäftigt.

Als wirklichen literarischen Beginn von Martin Koch bezeichnet man in der Regel das Jahr 1906, als der Schriftsteller in der Zeitung Pax sein Gedicht Akropolis veröffentlichte. Nur ein Jahr später erschienen dann auch im Stockholms Dagblad die ersten Werke des Schriftstellers.

Im Jahre 1911 wurde dann der erste Roman Martin Kochs unter dem Titel Ellen publiziert, die Geschichte seiner Liebe zur Arbeiterin Ellen Johansson, die in diesem Jahr an Tuberkulose starb. Der Schriftsteller schildert hier die Machtlosigkeit vor dem Tod und die Grenze der Wissenschaft, die die Schwelle erreicht an der nur noch der Glaube an Gott Hilfe bringen kann.

Nur ein Jahr später erscheint mit dem Buch Arbetare einer der ersten Arbeiterromane Schwedens, der nur zwei Jahre nach Ur en fallen skog von Gustav Hedenwind-Eriksson erschien und ein ausgereiftes Werk Martin Kochs war. Diesem Werk sollten Timmerdalen und Guds vackra värld folgen, Werke, die sehr realistisch das Leben der Arbeiter dieser Epoche schildern. Auch wenn Koch stilistisch bei seinen Werken von August Strindberg und Emile Zola beeinflusst war, so beeinflusste er von der Thematik wiederum Autoren wie Maria Sandel, Moa Martinson oder Ivar Lo-Johansson, auch wenn die letztgenannten öffentlich mehr Erfolg hatten als der Pionier der Arbeiterliteratur.

Die Mehrheit der 16 Bücher von Martin Koch erschien in einem Zeitraum von nur zehn Jahren, denn nach dem Roman Legend aus dem Jahre 1920 zog Koch nach Paris und arbeitete überwiegend als Korrespondent für den Social-Demokraten und begann ein Buch über den Katholizismus, das nie vollendet wurde. Während dieser acht Jahre in Paris  gelang es dem Schriftsteller nicht ein geregeltes Leben zu führen und die Einkünfte reichten gerade einmal fürs Überleben. Da Unterstützungen für Literaten nur von der gehobenen Schicht Schwedens vergeben wurden, war es Koch auch nicht möglich Stipendien oder eine andere Unterstützung zu erhalten.

Als Martin Koch im Jahre 1928 nach Schweden zurückkehrt, heiratet er seine Jugendfreundin Signe Holmen und schreibt insbesondere Artikel für die Presse und vort allem Lieder, von denen ein Teil im Jahre 1929 unter dem Titel Dansvisor bei Bonniers erscheint. Sein autobiographisches Werk Mauritz, dessen erster Teil 1939 erschien, konnte der Schriftsteller leider nicht mehr zu Ende führen.

Die letzten Jahre seines Lebens hatte Martin Koch, gemeinsam mit seiner Frau, bereits ein Pensionat in Hedemora betrieben, damit sie finanziell über die Runden kamen. Ein Jahr nach dem Tode des Schriftstellers veröffentlichte Thorsten Jonsson die ausgewählten Werke von Martin Koch, die seine wahre Bedeutung innerhalb der Geschichte der Arbeiterliteratur Schwedens zeigten, aber für den Autor kam diese „Auszeichnung“ zu spät.

Copyright: Herbert Kårlin

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