20 september 2012

Olle Hedberg, der Autor, der seine Vergangenheit verbrannte

Olle Hedberg, der eigentlich Carl Olof mit Vornamen hieß, wurde am 31. Mai 1899 in Norrköping geboren und nahm sich am 20. September 1974 in Verveln im Östergötland das Leben, nachdem seine einzige Tochter Birgitta kurz zuvor an einer Gehirnblutung gestorben war.

Als Olle Hedberg drei Jahre alt war, starb sein Vater, so dass er und sein Bruder allein mit der Mutter in Södertälje und Stockholm aufwuchsen. Da Olle von Kindheit an Schriftsteller werden wollte, studierte er gegen 1920 an der Universität in Stockholm Literaturgeschichte und Religionsgeschichte, ohne jedoch je einen Abschluss zu machen.


Vermutlich noch während der Studienzeit heiratete Olle Hedberg die Literaturforscherin und Schriftstellerin Ruth Hedberg, geborene Collin, die sich allerdings nur Chloë nannte. Das Paar zog dann in den Ort Verveln im südlichen Östergötland, in ein Haus, das der Schriftsteller auch behielt als seine Frau 1959 starb, auch wenn er ab diesem Zeitpunkt immer häufiger im Ausland unterwegs war.

Obwohl Olle Hedberg seit 1930 jeweils ein Buch pro Jahr herausgab, ausgenommen 1939, als zwei Werke im gleichen Jahr erschienen, so ist über sein Privatleben kaum etwas bekannt was über den Inhalt seines autobiografischen Roman Mitt liv var ett dröm aus dem Jahre 1962 hinausgeht, denn bevor der Schriftsteller Selbstmord beging, verbrannte er alle privaten Aufzeichnungen, sowie sämtliche Fotos und Briefe, die einen kleinen Einblick in sein Leben gewährt hätten.

Das Thema der meisten Bücher, die Olle Hedberg schrieb, kreisten um das bürgerliche Leben Schwedens vor den 50er Jahren, was ihm Anfangs eine sehr große Leserschicht brachte, ab den 60er Jahren jedoch immer weniger Schweden ansprach, da die bürgerliche Epoche als Vergangenheit betrachtet wurde und der Widerstand gegen das alte System von einer Arbeiterbewegung abgelöst worden war, einem Schritt, dem Olle Hedberg nicht folgen konnte.

Der Durchbruch kam für Olle Hedberg bereits mit seinem ersten Buch Rymmare och fasttagare, der Geschichte eines bürgerlich erzogenen Gymnasiasten, der von zu Hause ausreißt um den Sinn des Lebens als Arbeiter zu finden. Nachdem die Kritiker das Werk in jeder erdenklichen Weise lobten, wurde das Buch selbst zur Pflichtlektüre in Schulen, zumal die Hauptfigur des Romans, Niklas Nissman, sich letztendlich an das gesellschaftlich vorgegebene System anpasst und zurück in die Bourgeoisie kehrt.

Im Laufe seiner Werke dringt bei den Werken Hedbergs immer mehr eine Art Religiosität hervor, die das Leben nach dem Tod als Ideal betrachtet und das Leben als solches nur als notwendiges Zwischenstadium. Dieser Inhalt führte nach dem Tod Hedbergs auch dazu, dass man davon ausgeht, dass sich der Schriftsteller schon immer mit dem Selbstmord auseinandersetzte, was nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1959 jedoch extreme Züge annahm.

Nach Literaturwissenschaftlern gilt der Roman Bekänna färg von 1947 als das Meisterwerk von Olle Hedberg, ein Buch bei dem die Hauptfigur bereits tot ist, ein Werk, das der Autor zu Beginn der 70er Jahre, gemeinsam mit vier späteren Werken, für eine Neuauflage auswählte.

Das einzig emotionale Werk des Schriftsteller ist mit Sicherheit die Satire Ut med blondinerna! aus dem Jahre 1939, das den Untertitel Sann berättelse ur livet trug und gegen den Nazismus in Deutschland gerichtet war. Obwohl Olle Hedberg um diese Zeit bereits einen ausgezeichneten Ruf hatte, verbot das schwedische Außenministerium das Werk in einer Radiosendung zu diskutieren, da man in diesen Jahren in Schweden keine Kritik gegen des Nazideutschland offen zeigen durfte.

Die letzten beiden Bücher des Schriftstellers waren Tack och farväl aus dem Jahre 1973, ein Roman nahezu ohne Handlung bei dem die Dialoge nur um den Abschluss des Lebens ohne begehrenswerte Zukunft handeln und Tänk att ha hela livet framför sej, das noch 1974 erschien und der Abschluss seines Lebens bildete.

Copyright: Herbert Kårlin

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