4 juli 2013

Stieg Trenter und der Kriminalroman mit Stockholmer Milieu

Stieg Trenter, ursprünglich Stig Ivar Johansson, wurde am 14. August 1914 als Sohn des Kaufmanns Ivar Johansson und dessen Frau Ingegerd Leavander in Stockholm geboren und starb im Alter von 52 Jahren ebenfalls in der schwedischen Hauptstadt. Trenter war in erster Ehe mit Gunnel Pehrsson verheiratet und ab 1960 in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin Ulla Trenter.

Seine Kindheit verbrachte Stieg Trenter in Farsta, im Süden Stockholms. Nach dem Besuch der Realschule Nya Elementar im Jahre 1931 entschied sich Trenter bei der Luftwaffe in Västerås zu engagieren, begann jedoch gleichzeitig Erzählungen für die Zeitschirft Lektyr zu schreiben. Als der Schriftsteller 1934 seinen Abschied von der Luftwaffe nahm, begann er erst für das Morgonbladet als Kriegsreporter zu arbeiten. Zwei Jahre später kehrte Trenter nach Stockholm zurück und begann für die Stockholms-Tidningen zu arbeiten, wechselte bald zu LIV und ab 1940 wurde er Reporter bei Allers.

Stieg Trenter, Tragiskt telegram, 7. Auflage, Albert Bonniers Förlag, Stockholm, 1985

Die literarische Karriere von Stig Johansson begann im Jahre 1943 mit dem Kriminalroman Ingen kan hejda döden, den er bereits unter seinem ab dem Jahre 1936 angenommenen „Pseudonym“ Stieg Trenter veröffentlichte, einem Namen, den er aus einem Kriminalroman von Edmund Clerihew Bentley übernommen hatte und letztendlich auch als seinen richtigen Namen eintragen ließ. Ursprünglich hatte der Autor den Namen Stieg Trenter nur als Pseudonym bei seinen Presseartikel verwendet.

Bereits ein Jahr später erschien der nächste Roman von Stieg Trenter, wobei er in diesem Kriminalroman seine Hauptfigur einführte, den Fotografen und Amateurdetektiv Harry Friberg, der bald auch von Kriminalpolizisten Vesper Johnson begleitet wird, und anschließend in nahezu allen Kriminalromanen des Schriftstellers auftaucht.

Die Kriminalromane von Stieg Trenter zeichnen sich insbesondere durch die beeindruckenden Beschreibungen Stockholms aus, einer Eigenschaft, die man auch in den Krimis von Maria Lang, Maj Sjöwall/Per Wahlöö und Hans-Krister Rönblom finden kann. Diese Schilderungen verhalfen Stockholm in weitem Masse zu seinem Ruf und zeigen deutlich das Bild der schwedischen Hauptstadt zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Trenter ist vermutlich derjenige Kriminalautor, der am tiefsten in die Seele der schwedischen Hauptstadt einstieg, obwohl er mit seiner Familie mehrere Jahre lang in Italien lebte.

Die ersten 22 seiner Kriminalromane schrieb Stieg Trenter allein, die folgenden gemeinsam mit seiner Frau Ulla Trenter, und sein letzter Roman Rosenkavaljeren wurde von seiner Frau beendet, die anschließend die Serie fortsetzte, ihr allerdings einen eigenen Stempel verlieh, was ihr die Fans von Stieg Trenter teilweise übel nahmen.

Stieg Trenter schuf mit Harry Friberg einen Detektiv, der im Grunde einen Fall gar nicht lösen kann und deswegen sehr oft in Schwierigkeiten gerät. Friberg ist weder ein schneller Denker, noch ein Übermensch, sondern wird nur von seiner Neugierde geleitet, was natürlich dazu führt, dass er ständig in neue Mordfälle hineinschlittert. Deswegen benötigt Friberg auch seinen „Helfer“, den Kriminalpolizisten Vesper Johnson, der letztendlich die rettenden Ideen hat. Als Team sind die beiden unschlagbar.

Wenn man heute von den klassischen Kriminalromanen Schwedens spricht, die ab den 60er Jahren nicht nur in Schweden Erfolg hatten, sondern zu einer Gattung an Exportromanen wurden, so gehört Stieg Trenter grundsätzlich zu den vier großen Namen der literarischen Kriminalgeschichte und wird in einem Zug mit Maria Lang, Hans-Krister Rönblom und Vic Sunesson genannt, die heute alle zu den Klassikern des schwedischen Kriminalromans gehören.

Die Bedeutung von Stieg Trenter innerhalb der schwedischen Literaturgeschichte zeigt sich auch darin, dass mehrere seiner Kriminalromane als Vorlage für Fernsehfilme dienten, einige der Bücher in jüngster Zeit als Serienalben erschienen und nun alle beim Albert Bonniers Förlag als e-Bücher erscheinen, von Ausgaben als Hörbüchern ganz abgesehen.

Stieg Trenter, der Träger des Sherlockpriset der Abendzeitung Expressen ist, wird mit seinen Schilderungen Stockholms sehr oft mit Sherlock Holmes und James Joyce verglichen, da er mit Friberg auf gleiche Weise ein Bild Stockholms schuf wie Holmes und Watson London entstehen ließen und Ulysses vor den Augen des Lesers Dublin lebendig macht.

Mehrere Personen, die Stieg Trenter in seinen Romanen verewigte, wurden von ihm aus der Realität gegriffen unter denen einige sehr deutlich wiedererkannt werden. Auch wenn viele der Gebäude, die man in den Romanen des Autors im heutigen Stockholm nicht mehr finden kann, ist es nach wie vor ein Abenteuer seinen Spuren in der schwedischen Hauptstadt zu folgen. Trenter starb nach einer längeren Krankheit und wurde im Skogskyrkogården in Stockholm beerdigt.

Copyright: Herbert Kårlin

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