22 mars 2013

Tor Hedberg und der psychologische Roman

Tor Hedberg wurde am 23. März 1862 als Sohn des Schriftstellers Frans Hedberg und dessen Frau, der Schauspielerin Julia Amanda Carolina Broman, in Stockholm geboren und starb am 13. Juli 1931 ebenfalls in der Hauptstadt Schwedens. Hedberg war mit der Schauspielerin Amanda Kristina (Stina) Sofia Ulrika Holm verheiratet.

Bereits mit elf Jahren soll Tor Hedberg seinem Vater ein Gedicht zum Geburtstag geschrieben haben nach dem er dem Weg des Vaters gehen wollte und sich entschieden hatte später Schriftstellers zu werden. Wie viel der junge Hedberg dann in den Folgejahren jedoch schrieb, ist unbekannt, denn 1880 schrieb er sich an der Universität Uppsala für Philosophie ein und seine ältesten erhaltenen Schriften gehen lediglich bis zu dieser Zeit zurück.


Die ersten Jahre in Uppsala schrieb Tor Hedberg auch seine ersten Romane, die noch vollständig unter dem Einfluss von Émile Zola standen und daher dem nachdenklichen Realismus der 80er Jahre folgten. Die Schwermut Hedbergs, die sich bereits in seiner Jugend zeigte, wirkt sich auch auf das Schreiben aus, denn die ersten Romane werden zu psychologischen Charakterstudien, die sich bis zu seinem Roman Judas im Jahre 1886 hinziehen.

Nach dem Roman Judas und unter dem Einfluss seiner Freunde Oscar Levertin und Karl Staaff, mit denen er auch den Verein Verdani gründet, geht Tor Hedberg zur Nationalromantik über. Eine große Bedeutung hat hierbei sicher auch seine unglückliche Verbindung zur zehn Jahre älteren Freiherrin Sigrid von Mecklenburg, denn in seinen folgenden Romanen sind die Hauptmotive oft Einsamkeit und eine unglückliche Liebe, von den Problemen Vater-Sohn, die man während der gesamten Schaffensphase des Schriftsteller finden kann, abgesehen.

Die Bindung zum Vater spürt man bei Tor Hedberg sehr deutlich, wobei man oft das Gefühl bekommt, dass er gleichzeitig unter dem Druck des Vaters leidet, der bereits 1881 Tors Einakter I lugnet im Stora Teatern in Göteborg aufführen ließ, wo Frans Hedberg zu dieser Zeit als Theaterdirektor arbeitete. Aber auch die Novellen, die Hedberg die ersten Jahre über schrieb spielten meist im gleichen Milieu, das der Vater für seine eigenen Werke bereits benutzt hatte.

Zeit seines Lebens gelang es Tor Hedberg nicht eine klare Linie in sein Schaffen zu bringen, so dass er teilweise parallel für die Presse sowie für das Theater schreibt und neben schöngeistigen Roman auch Gedichte verfasste.

Eine sehr ähnliche Linie zeigt sich auch bei seinem beruflichen Werdegang, dann nach seinem Studium in Uppsala wird Tor Hedberg erst Privatlehrer, von 1897 bis 1907 arbeitet er als Kunst- und Literaturkritiker für das Svenska Dagbladet (SvD), von 1910 bis 1922 wird er Chef des Dramaten um anschließend als Kunstkritiker für die Dagens Nyheter (DN) zu schreiben. Seine letzte Aufgabe übernimmt er dann als Intendant bei der Thielska Galerie in Stockholm.

Den größten Erfolg hatte Tor Hedberg nicht als Autor von Romanen, Gedichten und Kunstmonographien, sondern als Dramatiker, da er durch sein Interesse für die Psychologie in der Lage war jeder handelnden Person auch die am besten geeigneten Charakterzüge zu verleihen.

Am häufigsten gespielt und am bekanntesten wurde unter den zahlreichen Theaterstücken von Tor Hedberg das Stück Johan Ulfstjerna, das später auch verfilmt wurde. Auch in seinen Dramas behandelt Hedberg sehr häufig das Vater-Sohn-Problem, das für ihn erst 1927 mit dem Stück Rembrandts son als abgeschlossen gelten kann und auch bei Johan Ulfstjerna eine tragende Rolle spielt.

Als Dramatiker hat Tor Hedberg die Arbeiten von Hjalmar Bergman und Pär Lagerkvist sehr stark beeinflusst, die vom Ausdruck, den Hedberg seinen Personen gab, stark beeindruckt waren. Seine Arbeit im Dramaten, wo er die Möglichkeit hatte seine Stücke so aufzuführen wie er sie selbst sehen wollte, war weniger erfolgreich, denn sehr schnell wurde kritisiert, das er alle wichtigen Positionen auf und hinter der Bühne seiner Familie und seinen Freunden gab. Diese Machenschaft führte letztendlich auch dazu, dass der die Leitung des Dramaten im Jahre 1921 nicht mehr fortführen durfte.

Tor Hedberg wurde 1922 in die Svenska Akademien gewählt und nahm dort, nach Ivar Afzelius, auf dem Stuhl Nummer 4 Platz. 1927 wurde Hedberg auch die Ehrendoktorwürde der Universität Stockholm verliehen.

Copyright: Herbert Kårlin

Göteborger Flugschau 2013

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