25 mars 2013

Edith Södergran, die erste Modernistin der schwedischen Literatur

Edith Södergran wurde am 4. April 1892 als Tochter des Schweden Matts Södergran und dessen finnlandschwedischer Frau Helena Lovisa Holmroos im heute russischen Sankt Petersburg geboren und starb am 24. Juni 1923 im Alter von 31 Jahren im damals finnischen Raivola (heute russisch) an TBC. Södergran war nie verheiratet.

Von 1902 bis 1908 besuchte Edith Södergran die deutschsprachige „Höhere Mädchenschule“ in Sankt Petersburg, wo sie außer der deutschen Sprache noch Französisch, Russisch und Englisch lernte, ihre Muttersprache Schwedisch jedoch nicht auf dem Schulplan stand. Trotz dem Mangel an Schwedischkenntnissen entschloss sich Södergran im Jahre 1908 Schwedisch zu ihrer Hauptsprache zu machen, obwohl ihr erstes Werk, das Vaxdukshäftet, eine poetische Schilderung ihrer Schuljahre und der politischen Probleme jener Zeit, noch 206 Gedichte in Deutsch, fünf in Französisch, eines in Russisch und nur 26 in Schwedisch enthielt.


Ihre Entscheidung nur noch die schwedische Sprache zu benutzen kam zur gleichen Zeit als man bei Edith Södergran TBC feststellte und sie deshalb die Schule verlassen musste. Södergran hat sich jedoch den Lehrstoff für die Hochschulreife, die sie in einer externen Prüfung in Helsingfors (Helsinki) im Jahre 1910 ablegte, innerhalb von knapp zwei Jahren privat angeeignet. Die Jahre 1911 bis 1914 verbrachte die Dichterin dann in einem Sanatorium in Davos in der Schweiz.

Als Edith Södergran nach ihrem Aufenthalt in der Schweiz in das damalige Finnland zurückkehrte, veröffentlichte sie ihren ersten Gedichtband Dikter, der jedoch von kaum einem Kritiker positiv bewertet wurde, da Södergran sich bei ihren Gedichten nicht nach die Regeln der schwedische Literatur richtete, sondern ihre Einflüsse aus Deutschland, Frankreich und Russland geholt hatte und daher als typische Repräsentantin der neuen Frauenliteratur bezeichnet werden kann, die zur gleichen literarischen Schicht gehörte wie Else Lasker-Schüler, Lou Andreas-Salomé, Anna Achmatova oder auch Selma Lagerlöf und Ellen Key, eine Literatur, die nach den Kritikern nichts in der nationalistisch geprägten finnlandschwedischen Literatur jener Epoche zu suchen hatte.

Auch wenn Edith Södergran heute als die erste finnlandschwedische literarische Modernistin gilt und in Finnland als die bedeutendste Dichterin des Landes gefeiert wird, so blieb sie während der wenigen Jahre ihres Schaffens mit ihrer Mischung aus deutschem Expressionismus, russischem Futurismus und französischer Symbolik in Schweden und Finnland nahezu unbekannt. Erst nach ihrem Tod überzeugte Södergran mit ihrer bildlichen Sprache und ihrem persönlichen Rhythmus der Dichtung ihr Publikum und beeinflusste Autoren wie Mare Kandre, Eva Runefelt oder Gunnar Harding, die die Stärke der Dichtung Södergrans unmittelbar erkannten.

Auch die Folgebände Septemberlyran (1918), Rosenaltaret (1919) und die anderen Gedichtsammlungen von Edith Södergran wurden von den Kritikern überwiegend negativ bewertet, wobei sie die Krankheit der Autorin als Erklärung nahmen, dass sie deswegen auch krankhafte Gedichte schreiben würde. Durch diese männlichen Vorurteile entging ihnen vollkommen, dass Södergran in ihren Gedichten das sehr selbstbewusste „Ich“ einführte und damit der Frau als Schriftstellerin in dieser Epoche eine vollkommen neue Rolle gab, die ein starkes Selbstbewusstsein ausdrückt und damit die weibliche Poetin dem männlichen Poeten gleichstellt. Dass die Kritiker ihrer Zeit hinterherliefen zeigt sich auch darin, dass Södergran noch kurz vor ihrem Tod andere männliche Dichter mit ihren Werken beeinflusste, insbesondere Elmer Diktonius, Gunnar Björling und Rabbe Enckell, aber auch Gunnar Ekelöf und Karin Boye.

In den Jahren 1921 und 1922 schrieb Edith Södergran erstmals wieder in deutscher Sprache. Es handelte sich dabei um eine Anthologie mit junger schwedischsprachiger Poesie Finnlands, das sie Rowohlt unter dem Titel „Junge Schwedischsprachige Lyrik in Finnland“ anbot, jedoch vom Verlag, ohne dass die Gründe bekannt wurden, abgelehnt wurde. Södergran hatte für dieses Werk zahlreiche Gedichte junger Autoren übersetzt, aber leider ging das Manuskript verloren und konnte daher auch nicht posthum herausgegeben werden.

Erst nach dem posthum veröffentlichen Gedichtband Landet som icke är im Jahre 1925 wurde die tatsächliche literarische Leistung von Edith Södergran für den lyrischen Modernismus erkannt und auch die Kritiker begann ihre Meinung zur dieser Lyrikerin zu ändern. Dem schwedischen Publikum wurde Södergran dann erstmals im Jahre 1928 in der Anthologie Levande svensk dikt von Sten Selander vorgestellt. Welch bedeutende Rolle Edith Södergran innerhalb der schwedischen Literaturgeschichte mittlerweile spielt, kann man daran erkennen, dass sie auch so lange nach ihrem Tode in keiner bedeutenden Anthologie der schwedischen Literatur fehlt und einige ihrer Bücher nach wie vor verlegt werden.

Copyright: Herbert Kårlin

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