27 maj 2013

Walter Hülphers, vom sozialkritischen Autor des Nordens zur Mystik

Walter Hülphers wurde am 29. Juli 1871 als Sohn des Buchhalters Walter Sebastian Hülphers und dessen Frau Charlotta Bergöö in Styrnäs in Västernorrland geboren und starb am 7. Mai 1957 in Hagfors im Värmland. Hülphers war ab 1907 mit Oktavia Flora Grey verheiratet.

Die Kindheit und Jugend verbrachte Walter Hülphers in einem extrem konservativen religiösen Milieu aus dem er sich erst nach seiner Hochschulreife im Jahre 1890 in Hörnösand befreite, als er erst an der Universität in Uppsala und anschließend jener in Stockholm Naturwissenschaften studierte und die er 1895 beendete, ohne sich jedoch in irgendeiner Weise auf eine wissenschaftliche Karriere vorbereitet zu haben.

Walter Hülphers, Ockulta noveller, Svenska teosofiska Bokförlaget, Stockholm, 1921

Während Walter Hülphers nach Abschluss seiner Studien erst bei der Västernorrlands Allehanda (1896 - 1898) und anschließend beim Nyaste Kristianstadsbladet (1889 - 1899) als Journalist arbeitete, begann seine literarische Karriere im Jahre 1899 mit der Novellensammlung Linier och dagar, die sehr stark von den romantischen Wildmarkserzählungen von Pelle Molin beeinflusst waren.

Bei seinen folgenden Werken blieb Walter Hülphers zwar bei Wildmarkserzählungen, die in gewisser Weise die industrielle Entwicklung des Ångermanälven als Ausgangspunkt hat, aber Hülphers entfernt sich vom Einfluss Molins und seine Bücher nehmen einen sozialen Einschlag an, was ihn zwar nicht zu einem Arbeiterschriftsteller macht, ihn aber auf die Seite der Arbeiterbewegung stellt, der in seinen Werken sehr früh die Entwicklung der Forstwirtschaft kritisiert. Am deutlichsten tritt dies bei seinem Roman Timmer aus dem Jahre 1906 hervor, der von manchem Literaturwissenschaftler auch als sein Hauptwerk bezeichnet wird.

Bei den lyrischen Werke von Walter Hülphers ab 1910 spürt man, dass diese Gedichte mit autobiographischen Zügen nicht nur von der Philosophie Friedrich Nietzsches beeinflusst wurden, sondern auch seinen ständigen Kampf mit der religiösen Erziehung, die er erhielt, und seinen Bestrebungen sich vollkommen von Religion zu lösen, ohne dass ihm dies in letzter Konsequenz gelingt. Die Werke, die Hülphers in diesen Jahren veröffentlicht, zeigen eine enorme Breite, die von der selbstgewählten Isolation bis zum revolutionären Kampf der Arbeiter reichen. Neben der Lyrik beginnt der Schriftsteller nun allerdings auch Dramen zu schreiben, die alle einen politischen Einschlag unter geschichtlichen Aspekten haben.

Während des Ersten Weltkriegs und vor allem während des Finnischen Bürgerkriegs im Jahre 1918, an dem Walter Hülphers auch als Freiwilliger teilnimmt, entwickelt sich der Schriftsteller immer mehr zu einem nationalen Fanatiker, der in seinem Roman Med svenska brigaden beschreibt, dass er ein Gewehr ebenso zärtlich behandelt wie eine geliebte Frau. Diese nationalistische Einstellung wird von seinen Freunden aus den literarischen Kreisen Schwedens allerdings kaum geschätzt und einer nach dem anderen wendet sich von Hülphers ab.

Die Isolation in der sich Walter Hülphers anschließend befand, führte ihn erst zu Gott zurück und anschließend in die Mystik und den Okkultismus. Auch hier wählt der Schriftsteller wieder die extremste Seite und in einem Brief an Carl Lindhagen bezeichnet er sich als der Führer des Geheimbundes der Rosenkreuzer im nordischen Raum. Unter diesem Einfluss entstehen dann auch die letzten Bücher Hülphers, die von der Überzeugung des Autors sprechen, dass das Leben der Menschen von unerklärlichen Kräften beeinflusst und gesteuert wird.

So unterschiedlich seine Werke mit ihren Aussagen sind, so unterschiedlich waren auch die politischen und religiösen Meinungen von Walter Hülphers im Laufe seines Lebens, denn der Schriftsteller konnte sich mit keiner der Denkweisen oder Philosophien seiner Zeit vollkommen anfreunden. Während der Hülpher innerlich ständig mit dem Zweifel kämpft, sind seine Werke eine Art Chronologie seiner Entwicklung.

Mit dem Mystizismus verlor Walter Hülphers allerdings auch einen Großteil seiner Leser, da diese der Denkweise des Autors nicht mehr folgen konnten und der Zweite Weltkrieg sie auch weit von der Mystik und dem Okkultismus entfernt hatten. Um weiterhin vom Schreiben leben zu können, war Hülphers daher nach dem Zweiten Weltkrieg gezwungen als Kritiker für Film und Literatur für verschiedene schwedische Zeitschriften und Zeitungen zu arbeiten, sowie für die Västmanland Läns Tidning tägliche Verse zu schreiben.

Auch wenn nahezu jeder Literaturwissenschaftler die literarischen Leistungen von Walter Hülphers beachtlich findet, wird der Autor nur in wenigen Abhandlungen zur schwedischen Literaturgeschichte behandelt, denn er kann in keiner Gruppe an Autoren untergebracht werden und er folgte keiner der offiziellen literarischen Linien. Erst in den letzten Jahren gewinnt der Autor in Nordschweden wieder einen gewissen Ruhm, da man versucht die Leistungen der Dichter und Schriftsteller des nördlichen Schwedens innerhalb der schwedischen Literatur erneut hervorzuheben.

Copyright: Herbert Kårlin

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