14 januari 2013

Sun Axelsson, die Welt der Diktaturen und der Bekenntnisroman

Sun Axelsson wurde am 10. August 1935 als Tochter des Stadtgärtners Karl Edvin Axelsson und dessen Frau Mignon Runze, einer Immigrantin aus Deutschland, in Göteborg geboren und starb am 14. Januar 2011 nach einer längeren Krankheit im Alter von 75 Jahren in Stockholm. Axelsson war 36 Jahre lang mit dem 15 Jahre älteren englischen Skulpteur Michael Piper verheiratet.

Auch wenn Sun Axelsson in einer gut situierten bürgerlichen Familie in Göteborg aufwuchs, so hatte sie wegen ihrer deutschen Mutter während des Zweiten Weltkriegs keinen sehr einfachen Stand und gehörte zur Schicht der gemobbten Kinder. Axelsson besuchte die Schule in Göteborg, wo sie auch die Hochschulreife machte, zog es dann jedoch vor an der Universität Stockholm Literaturgeschichte zu studieren, ein Studium, das sie 1955 abschloss. Anschließend arbeitete die Schriftstellerin knapp fünf Jahre als Lehrerin um jedoch 1960 nach Santiago de Chile zu gehen um dort bei der Universitätszeitung zu arbeiten.


Ihren literarisches Einstieg machte Sun Axelsson jedoch bereits im Jahre 1959 mit ihrem Gedichtband Mållös, einer Sammlung an Gedichten, die mehr eine Suche darstellen als eine vollende Kunstform. Der Durchbruch kam dann jedoch ab dem Zeitpunkt als Axelsson in Chile arbeitete, denn von dort aus arbeitete sie nicht nur für mehrere schwedische Zeitungen und Zeitschriften, sondern übersetzte im Jahre 1961 auch Gedichte des Canto general von Pablo Neruda, die unter dem Titel Den mjuka orkanen bei Bonniers erschien. Die Anerkennung als Schriftstellerin brachte nur ein Jahr später die Reiseschilderung Eldens vagga, eine Liebeserklärung der jungen Autorin an Chile, das sie ein Jahr lang bereist hatte. Da sie jedoch dieses Buch unter dem Pseudonym Olov Hedlund veröffentlichte, ging der Schriftstellerin ein Teil der Ehre verloren.

Bereits 1963 erschien Väktare, ein autobiografisches Buch, das in der Kindheit der Schriftstellerin spielt und in gewisser Weise ein Einführungswerk in die vier späteren autobiografischen Werke von Sun Axelsson darstellt, die 1978 mit Drömmen om ett liv beginnen und mit Evighetens stränder im Jahre 2001 enden, dem letzten Buch, das Axellson noch veröffentlichte.

Die Schriftstellerin Sun Axelsson führte ein unstetes Leben mit zahllosen Reisen, die man in Form ihrer Bücher teilweise verfolgen kann. Zweimal gelang es ihr dabei an sehr entscheidenden Momenten in einem fremden Land zu wohnen, denn sie erlebte die Machtergreifung Pinochets in Chile und verlor ihr Haus in Griechenland unter der Militärdiktatur. Beide Ereignisse verarbeitete sie in zeitkritischen Reportagebüchern und beide Male verlor sie ein Stück „Heimat“, denn sie liebt Chile und sie liebte Griechenland, dessen Unterdrückungen sie in ihren Werken Stenar i munnen im Jahre 1969 verarbeitete und in Terror i Chile nur vier Jahre später.

Während die Reiseberichte und Zeitdokumente von Sun Axelsson sich noch in die Zeitströmung der 60er und 70er Jahre einordnen lassen, so findet man ihre literarische Stärke bei ihren autobiografischen Werken, da sie damit eine der ersten schwedischen Autorinnen wurde, die zur Bekenntnisliteratur griffen und das eigene Leben in Form von Romanen darstellte. Ihr zweiter autobiografischer Roman dieser Gattung, Honungsvargar aus dem Jahre 1984 erregte daher auch ein bedeutendes Aufsehen und machte die Schriftstellerin in ganz Schweden bekannt.

Der Roman Honungsvargar war insbesondere deshalb ein Erfolg, weil Sun Axelsson hier den für Schweden neuen Bekenntnisroman in einem feministischen Aspekt benutzte, also zwei zeitnahe Linien verarbeitete. In Honungsvargar zeigt Axelsson ihr eigenes Leben als ständigen Kampf um Bestätigung und Selbstbestätigung, in einer Welt, die von Männern beherrscht wird und in der Frauen immer nur die zweite Position einnehmen können und trotz gleicher Leistung nur eine wohlwollende Anerkennung der Männer zu spüren bekommen.

Ab Mitte der 70er Jahren veröffentlicht Sun Axelsson Kinderbücher, schöngeistige Romane und Gedichte und arbeitet intensiv für schwedische Zeitschriften wie Expressen, Aftonbladet, Stockholms-Tidningen und Ord & Bild. Parallel dazu verwirklicht sie zwei Dokumentarfilme über Pablo Neruda und Artur Lundkvist und arbeitet für Sveriges Radio.

Auch wenn die Reportagebücher von Sun Axelsson durch ihre zeitnahen Schilderungen beim Leser einen sehr starken Eindruck hinterlassen, so liegt ihre Stärke in ihren Bekenntnisromanen, einem Begriff, mit dem sie sich nie anfreunden konnte, da sie ihn eher als eine Herabstufung eines literarischen Werkes betrachtete und nicht als eigene literarische Richtung.

Copyright: Herbert Kårlin

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