1 april 2013

Maj Bylock und die schwedische Geschichte für Kinder

Maj Bylock, geborene Andersson, wurde am 21. März 1931 als Tochter des Veterinärs Nils Andersson und dessen Frau Manda Möller in Visby auf Gotland geboren und lebt heute bei Karlstad im Värmland. Bylock ist seit 1952 mit Erik Olof (Olle) Sigvard Bylock verheiratet.

Da die Familie Andersson bereits 1943 ins Värmland zog, verbrachte Maj Bylock nur ihre Kindheit auf Gotland und besuchte das Gymnasiumbereits  in Karlstad, wo sie 1951 auch die Hochschulreife ablegte und anschließend ein Lehrerstudium machte, eine der wenigen Ausbildungszweige, die damals in Karlstad zur Verfügung standen. Bylock arbeitete anschließend bis 1961 als Volksschullehrerin.


Auch wenn Maj Bylock, wie so viele andere schwedische Autoren, bereits mit sieben Jahren ihre ersten Gedichte schrieb und mit zwölf mit einem ihrer Gedichte auch einen Preis errang, so ließ sich die Autorin nicht von der Lyrik fangen, sondern von den Erzählungen ihres Vaters, der ihr bereits sehr früh die Geschichte Gotlands auf spannende Weise näher gebracht hatte und ihr mit Hilfe von Legenden und historischen Plätzen eine vergangene Welt öffnete.

Nach ihrem Vorbild Selma Lagerlöf begann Maj Bylock noch als Lehrerin damit Lehrbücher in Religion und Geschichte zu schreiben mit denen sie den Unterrichtsstoff spannender gestalten wollte. Auch wenn die Schriftstellerin dabei einen gewissen Erfolg hatte und das Interesse der Schüler für eine trockene Materie wecken konnte, so kam damit kein Erfolg und ihre Werke wurden nur in einem sehr begrenzten Raum eingesetzt. Vieles benutzte die Autorin auch nur beim eigenen Unterricht als eine Art Revolte gegen den klassischen Faktaunterricht, der um diese Zeit noch üblich war.

Aber Maj Bylock gab deswegen nicht auf Bildung auf einfache Weise zu vermitteln, sondern begann ab Mitte der 60er Jahre Kinder- und Jugendbücher zu schreiben, deren Themen sie sehr häufig aus der Geschichte holte. Ihr Ziel dabei war, dass sich die jungen Leser mit einer Persönlichkeit des Buches identifizieren konnten und damit Teil der Erzählungen wurden. Diese Technik verhalf unzähligen Kindern Schwedens dazu sich für die Geschichte der Wikinger, der Hexenverfolgungen oder auch für die religiöse Mythologie zu interessieren.

Eine besondere Rolle nehmen in diesem Rahmen die sieben Bücher über die Hexen Schwedens des 17. und 18. Jahrhunderts ein, die sich vor allem an junge Mädchen richten und deren Hauptfiguren auch starke Mädchen spielen. Maj Bylock gelang es mit dieser Serie, die zwischen 1989 und 1998 erschien, einen Beitrag zur Frauenbewegung Schwedens zu schaffen ohne dabei zu den typischen Mitteln der Frauenliteratur greifen zu müssen und sie lässt gleichzeitig ein Stück schwedischer Geschichte entstehen, das ohne Fakten und Zahlen auskommt, die Jugendliche ohnehin weder interessiert, noch für das Verständnis jener Zeit eine wichtige Rolle spielt.

Noch bis zu  21. Jahrhunderts unterschied man bei Maj Bylock sehr deutlich die Kategorien Jugendbuch und Lehrbuch und erst in den letzten Jahren zeigen wissenschaftliche Forschungen, dass beides eine Einheit ausmacht, insbesondere, wenn man bedenkt, dass Bylock keinerlei geschichtlichen Fakten verfälschte, sondern lediglich durch fiktive Personen mit denen sich die Leser identifizieren können ergänzte und damit einen lockeren Zusatz zu vorhandenem reinem didaktischen Materials bietet.

Auch wenn Maj Bylock bisher nur einen Teil der schwedischen Geschichte in Form von Kinder- und Jugendbüchern erzählte, begann sie ab 1995 immer mehr in die Belletristik überzugehen und die weltweit wichtigsten Jugendbücher in schwedischer Sprache nachzuerzählen. Ihr erster Band war einer der Bestseller der Jugendliteratur aller Zeiten, nämlich „Onkel Toms Hütte“.

Noch heute zögern viele Literaturwissenschaftler Maj Bylock in der schwedischen Literaturgeschichte aufzunehmen, obwohl gerade Bylock immer noch sehr viel gelesen wird und ihre Bücher mehr in Bibliotheken ausgeliehen werden als jene anderer Autoren von Kinder- und Jugendbücher und damit einen wesentlichen Beitrag innerhalb der schwedischen Literatur leisten, auch dadurch, dass sie täglich weitere Kinder und Jugendliche ans Lesen bringt.

Maj Bylock erhielt im Jahre 1990 den begehrten Astrid Lindgren-Preis und wurde 2006 Ehrendoktor der Universität Karlstad. Bylocks bisher zuletzt erschienenes Buch Dimmornas ö ist der dritte Band über die Kelten im heutigen Frankreich und zeigt die Vermischung von der Geschichte der Kelten und ihrer Mythologie.

Copyright: Herbert Kårlin

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