31 mars 2013

Henning Berger und der desillusionierte Auswandererroman

Henning Berger wurde am 22. April 1872 als Sohn des Wachtmeisters Lars Johan Berger und dessen Frau Sofie Sjöberg in Stockholm geboren und starb am 30. März 1924 im Alter von 51 Jahren in Kopenhagen. Berger war in erster Ehe mit Anna Elisabet Lindquist verheiratet, in zweiter Ehe mit der Dänin Karen Vedel und in dritter Ehe mit Viveke Elsass.

Auch wenn Henning Berger die höhere Schule besuchte und ursprünglich einen Universitätsabschluss plante, so zerschlug sich dies sehr bald und er musste mit 17 die Schule aufgeben. Auch seine Abendkurse an der Technischen Schule in Stockholm führten zu keinem Erfolg, was dazu führte, dass Berger 1889 nach New York auswanderte um dort sein Glück zu suchen. Sechs Monate später war der spätere Schriftsteller jedoch wieder zurück in Schweden und nahm eine Arbeit als Büroangestellter an.


Der Traum vom Glück in Amerika war damit jedoch nicht zu Ende und bereits 1892 war Henning Berger erneut auf dem Weg in die USA, dieses Mal mit dem Ziel Chicago, wo er bei White Star Line eine Anstellung als Buchhalter fand, der ihn jedoch dem Traum vom Glück und Reichtum kaum näher brachte, sondern ihm zeigte unter welchen Situationen all die schwedischen Einwanderer in den USA leben mussten.

Als Henning Berger gegen Weihnachten 1899 erneut nach Schweden zurückkehrt, findet er bei der Zeitschrift Varia eine Anstellung als Radaktionssekretär und beginnt seine Laufbahn als Schriftsteller. Bereits 1901 erscheint sein erstes Buch, die Novellensammlung Där ute. Die Novellen des Buches lassen den Leser das Schicksal schwedischer Auswanderer erleben, ihre Träume, wie sie von rücksichtslosen Arbeitgebern ausgenutzt werden, lassen das Heimweh miterleben und zeigen welchem kulturellen Schock sie ausgesetzt sind. Berger ist damit der erste Autor, der über ein Thema schreibt, über das man in Schweden bis zu diesem Zeitpunkt kaum spricht.

Bevor Henning Berger dann einige Monate in München und ein halbes Jahr in Paris verbringt, erscheinen noch die Novellensammlung Ridå und der Roman 86 Clark Street, die erneut die Schicksale von Amerika-Auswanderern zeigen. In Paris schreibt der Autor anschließend das Theaterstück Syndafloden, das im Dramaten in Stockholm aufgeführt wird und in Mississippi der Jahrtausendwende spielt. Bis 1910 bleibt Berger dann diesem Thema treu, das vielen Schweden während der großen Auswanderungswelle zu denken gibt und ihnen einige Träume zerstört. Parallel dazu nimmt auch die Anzahl der Auswanderer ab.

Bereits 1908 trat eine Wende im Leben von Henning Berger ein, denn als er dem Schriftsteller Hans Magnus Nordlindt seinen in Paris erworbenen Revolver zeigen wollte, löste sich ein Schuss und Berger tötete dabei seinen Kollegen, was ihm einen Monat Gefängnis wegen nachlässigem Totschlag einbrachte. Der Schriftsteller brach nach seinem Gefängnisaufenthalt mit Schweden ab und ging nach Kopenhagen, wo er bis zu seinem Tod seinen Hauptwohnsitz behielt.

In Dänemark dehnte dann Henning Berger auch seine literarische Aktivität aus und seine Romane und Novellen handeln nicht mehr ausschließlich um die Auswanderer in den USA, sondern er sucht seine Themen auch im Stockholm, was sich insbesondere beim ersten und dritten Band der Romantrilogie Drömlandet, Bendel & Co. und Fata Morgana deutlich zeigt. Auch in Stockholm steigt der Schriftsteller in die Seele der einfachen Bürger ein, die ihre eigenen Träume haben und geradezu unterwürfig vor der Mittelklasse auftreten müssen um einen Schimmer des möglichen Wohlstands zu sehen. Neben den Intrigen interessiert Berger vor allem das Seelenleben der Bürger und die Beschreibung Stockholms, das sich zwischen 1880 und 1910 bedeutend verändert.

Der Schriftsteller Henning Berger beginnt später auch das Kopenhagen zu beschreiben, das er vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg erlebte und bietet mit diesen Romanen erneut ein einzigartiges literarisches Dokument einer Epoche des Wandels, eine Epoche der Träume und der Hoffnungen.

Gegen Ende seines Lebens wird Henning Berger dann tiefsinniger und seine Schilderungen verlieren mehr und mehr die positive Einstellung, die er bei seinen früheren Werken zeigte. Die letzten Romane des Autors berühren mehr und mehr religiöse und ethische Fragen des Lebens, ohne dass Berger jedoch einen Anker in der Religiosität sucht. Der Schriftsteller gehörte nie einer klaren Schicht von Autoren an und ging in keiner Gruppe ein, was den Vorteil hatte, dass er sich selbst und seine persönlichen Erlebnisse ausdrücken konnte ohne einem Schema folgen zu müssen.

Auch wenn Henning Berger sich in seinen Romanen und Novellen vor allem für die unterste Schicht der Bevölkerung interessierte, die am leichtesten das Opfer der Oberschicht wird, so schrieb er auch einige wenige Abenteuerbücher und Kriminalromane, die jedoch nicht an die Leistung seiner Werke über die Auswanderer und das Leben in Stockholm oder jenes in Kopenhagen heranreichen. Hervorzuheben ist jedoch, dass Berger einer der ersten Schriftsteller Schwedens war, der im Jahre 1910 mit Emigrant direkt ein Filmmanuskript schrieb ohne dabei den Umweg über einen Roman zu nehmen.

Copyright: Herbert Kårlin

Inga kommentarer:

Skicka en kommentar