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15 april 2013

Tomas Tranströmer und die Renaissance der klassischen Versform

Tomas Tranströmer wurde am 15. April 1931 als Sohn des Redakteurs Gösta Tranströmer und dessen Frau, der Lehrerin Helmy Westerberg, in Stockholm geboren. Tranströmer ist seit 1958 mit Monica Bladh verheiratet. Seit einem Schlaganfall im November 1990 ist die rechte Seite des Dichters erlahmt und er tritt nur noch selten in der Öffentlichkeit auf.

Nachdem sich die Eltern noch trennten als Tomas Tranströmer ein Kind war, hat er seinen Vater nur selten gesehen und wurde allein von der Mutter erzogen, die Lehrerin auf Östermalm war. Die Sommer verbrachte Tranströmer regelmäßig auf den Schären vor Stockholm, was ihn sein Leben lang prägte und in zahlreichen seiner Gedichte seinen Ausdruck findet.

Tomas Tranströmer, Minnena ser mig,Albert Bonniers Förlag, Titel: Jan Biberg

Nachdem Tomas Tranströmer im Jahre 1950 seine Hochschulreife am Södra Latins Gymnasium gemacht hatte, begann er an der Universität Stockholm Literaturgeschichte, Poesie, Religionsgeschichte und Psychologie zu studieren, ein Studium, das er 1956 mit einem Kandidatenexamen in Philosophie und 1957 mit dem Berufsexamen eines Psychologen abschloss. Anschließend arbeitete Tranströmer erst am Psychotechnischen Institut in Stockholm, wurde 1960 Gefängnispsychologe und Kurator der Jugendstrafanstalt in Roxtuna und arbeitete ab 1980 in Västerås, der Stadt, in der sich die Familie Tranströmer für 35 Jahre niederließ.

Seine ersten Werke veröffentlichte Tomas Tranströmer in verschiedenen Zeitschriften. Der unmittelbare Erfolg als Dichter kam dann jedoch im Jahre 1954 mit seinem ersten Gedichtband 17 dikter, einem Buch, das zwar sehr bescheiden wirkte, aber nahezu unmittelbar als eines der größten lyrischen Werke der Zeit gelobt wurde, da Tranströmer bereits in diesem ersten Band Gedichte bot, die sein Interesse für die Natur und die Musik zeigen und seine typische leicht mystische Bildsprache benutzte, die man auch in allen seinen folgenden lyrischen Werken finden sollte.

Lyrik hatte in den 50er Jahren in Schweden eine Art Renaissance, so dass auch die Gedichte von Tomas Tranströmer sofort mit großem Interesse aufgenommen wurden. Da der Dichter auch den gebundenen Vers wieder in die Dichtkunst einführte, was eine bedeutende Veränderung der Lyrik der Epoche war, gilt Tranströmer, neben Lars Forsell und Östen Sjöstrand, zu einem der bedeutendsten Repräsentanten der Poeten der 50er Jahre.

Die Dichtung von Tomas Tranströmer ist oft mit persönlichen Erinnerungen verbunden, wobei er das antike Versmaß nutzt um nicht nur seine Gefühl zur Natur auszudrücken, sondern auch um den Gedichten einen religiösen Charakter zu verleihen, der dem Einzelwesen einen Weg durch das Labyrinth des Lebens bietet um in einer höheren Sphäre sein Glück zu finden. Tranströmer arbeitet mit Bildern und Visionen, die man nur bei sehr wenigen schwedischen Lyrikern findet.

Auch wenn man bei Tomas Tranströmer eine Entwicklung der Dichtkunst vermisst, die für moderne Lyriker sehr wichtig scheint, so zeigen seine Gedichte einen gleichmäßigen Strom und verleihen ihm eine Sonderstellung innerhalb der schwedischen Literaturgeschichte, da dies als Zeichen dafür gewertet wird, dass der Dichter seinen literarischen Höhepunkt bereits mit deinem ersten Gedichtband erreicht hatte.

Sehr viele Gedichte von Tomas Tranströmer wurden vertont, was jedoch nicht nur damit zusammenhängt, dass seine Werke oft auf Musik anspielen, der Dichter selbst ein guter Pianist ist und er bereits in den 70er und 80er Jahren bei öffentlichen Lesungen zeigte, dass seine Gedichte eine Musikalität enthalten, sondern auch, weil seine Gedichte zeigen, dass seine Werke bereits zur Musik und als Musik geschrieben wurden noch bevor die Noten dazu geschrieben waren.

Erst nach seinem Schlaganfall findet man eine gewisse Veränderung in der Dichtkunst von Tomas Tranströmer, denn er geht von langen Gedichten auf Gedichte über, die den japanischen Haikku gleichen und in aller Kürze die gleichen Themen behandeln, die Tranströmer sein Leben lang verfolgten und die von einer Religiosität begleitet ist, die jener von Birgitta Trotzig nahe kommt. Der Dichter zeigt nun, dass er auch in sehr kurzer Form komplexe Bilder mit einer tiefen Aussage schreiben kann.

Tomas Tranströmer, der sich auch als Übersetzer einiger der bedeutendsten Dichter anderer Länder einen Namen machte, erhielt im Jahre 2011 den Nobelpreis für Literatur, eine Auszeichnung, für die er bereits mehrmals nominiert war und der die Krönung seiner Leistung wurde. Die Werke Tranströmers wurden bisher in rund 60 Sprachen übersetzt und werden nahezu weltweit mit der gleichen Faszination gelesen.

Copyright: Herbert Kårlin

Göteborger Flugschau 2013

30 september 2012

Ragnar Thoursie, ein Autor wider seinen Willen

Ragnar Thoursie wurde am 30. September 1919 als Sohn des Lokführers Johan Algot Thoursie und seiner Frau Signe in Katrineholm geboren und starb am 12. Juli 2010 in Nacka. Ragnar wurde streng im Glauben der Zeugen Jehovas erzogen, was auch bedeutete, dass Literatur für den jungen Ragnar Thoursie kaum greifbar war, da die Wahrheit nur in der Bibel zu finden war und Gedichte oder Belletristik im Elternhaus als etwas Negatives betrachtet wurden.

Nach der Hochschulreife, die er über eine externe Prüfung erlangte, studierte Ragnar Thoursie Deutsch, Psychologie und Religionsgeschichte an der Universität Stockholm, was jedoch nur relativ wenig mit seinem zukünftigen Arbeitsplatz zu tun hatte, da Thoursie ab 1945 bei der Reichsversicherungsanstalt zu arbeiten begann, eine Arbeitsstelle, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1985 behielt, da er, trotz seiner Erfolge, die Literatur als Freizeitvergnügen sah und nie hauptberuflich als Schriftsteller arbeiten wollte.


Im gleichen Jahr, als er seine Arbeitsstelle antrat, erschien auch das erste Werk Ragnar Thoursies, das den Titel Emaljögat trug und der erste Schritt dazu war, dass er zum Repräsentant der Literatur der 40er Jahre wurde und selbst Tomas Tranströmer beeinflusste. Kaum jemanden gelang eine so große Leistung mit so wenig Werken, denn Ragnar Thoursie veröffentlichte zwischen 1945 und 1952 nur drei Gedichtbände, bevor er eine schriftstellerische Pause bis zum Jahr 1987 einlegte.

Ragnar Thoursie gelang es durch seine bildliche Art zu schreiben und die graphische Art der Zusammensetzung der Sätze, was bisweilen darauf zurückgeführt wird, dass Thoursie eigentlich Zeichner werden wollte, im Jahre 1952 den Literaturpreis der Tageszeitung Svenska Dagbladet zu erhalten und Olof Palme so zu beeindrucken, dass dieser in mehreren seiner politischen Reden ein Gedicht des Poeten, Sundbybergsprologen, zitierte.

Erst 1989 kam wieder dann ein Gedichtband von Ragnar Thoursie auf den Markt. Dieses Mal nennt er den Band Kråkorna skrattar. Thoursie behält bei diesem Werk zwar seine Bildsprache, aber die Art des Schreibens hat sich verändert und wird persönlicher, wobei der Autor hier auch erstmals das „Ich“ verwendet. Aber Ragnar Thoursie verlässt nun auch den reinen Weg der Poesie und veröffentlicht auch Prosa, so den autobiografischen Roman Ditt ord är ljus im Jahre 2001, Elefantsjukan im Jahre 2003, wobei er bei diesem Werk über seine Zeit am Schreibtisch erzählt, und Igelkottsfrid, eine Autobiografie mit der er die Schriftstellerei als für beendet betrachtet. Für diese späten Werke wird Ragnar Thoursie mit dem königlichen Preis der Svenska Akademien ausgezeichnet.

Aber Ragnar Thoursie überrascht die literarische Welt Schweden erneut, denn 2009 erschient noch sein Buch Sånger från äldreomsorgen, ein Mischung aus Gedichten, Aufzeichnungen und kurzer Prosa, die er im Altersheim schreibt wo er mittlerweile lebt. Das Buch ist sachlicher als seine anderen Werke und Thoursie scheint verbittert über die Wege der Sozialdemokraten zu sein, deren Wege er als ideal ansah. So taucht bei ihm die Frage auf wohin das schwedischen Folkhemmet verschwunden ist, das er selbst mit aufgebaut hatte.

Bereits 2007 hatte Ragnar Thoursie sein gesamtes Forschungsmaterial, seine Briefe, seine Manuskripte und anderes mehr der Universität Växjö geschenkt, die dadurch über ein bedeutendes Archiv über den Schriftsteller verfügt, wo auch Material eingeht, das nie veröffentlicht wurde und die Wege zur Gedankenwelt Thoursies erfasst werden können.

Ragnar Thoursie sprach nie über seine Familie, da er zeit seines Lebens klar zwischen Literatur, Arbeitswelt und Privatwelt trennte. Deshalb weiß man nicht, warum seine Ehe nur 18 Jahre hielt und warum sich seine drei Kinder kaum noch für ihn interessierten als er ins Altersheim musste, wo er mit 90 Jahren vereinsamt starb.

Copyright: Herbert Kårlin