30 september 2012

Ragnar Thoursie, ein Autor wider seinen Willen

Ragnar Thoursie wurde am 30. September 1919 als Sohn des Lokführers Johan Algot Thoursie und seiner Frau Signe in Katrineholm geboren und starb am 12. Juli 2010 in Nacka. Ragnar wurde streng im Glauben der Zeugen Jehovas erzogen, was auch bedeutete, dass Literatur für den jungen Ragnar Thoursie kaum greifbar war, da die Wahrheit nur in der Bibel zu finden war und Gedichte oder Belletristik im Elternhaus als etwas Negatives betrachtet wurden.

Nach der Hochschulreife, die er über eine externe Prüfung erlangte, studierte Ragnar Thoursie Deutsch, Psychologie und Religionsgeschichte an der Universität Stockholm, was jedoch nur relativ wenig mit seinem zukünftigen Arbeitsplatz zu tun hatte, da Thoursie ab 1945 bei der Reichsversicherungsanstalt zu arbeiten begann, eine Arbeitsstelle, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1985 behielt, da er, trotz seiner Erfolge, die Literatur als Freizeitvergnügen sah und nie hauptberuflich als Schriftsteller arbeiten wollte.


Im gleichen Jahr, als er seine Arbeitsstelle antrat, erschien auch das erste Werk Ragnar Thoursies, das den Titel Emaljögat trug und der erste Schritt dazu war, dass er zum Repräsentant der Literatur der 40er Jahre wurde und selbst Tomas Tranströmer beeinflusste. Kaum jemanden gelang eine so große Leistung mit so wenig Werken, denn Ragnar Thoursie veröffentlichte zwischen 1945 und 1952 nur drei Gedichtbände, bevor er eine schriftstellerische Pause bis zum Jahr 1987 einlegte.

Ragnar Thoursie gelang es durch seine bildliche Art zu schreiben und die graphische Art der Zusammensetzung der Sätze, was bisweilen darauf zurückgeführt wird, dass Thoursie eigentlich Zeichner werden wollte, im Jahre 1952 den Literaturpreis der Tageszeitung Svenska Dagbladet zu erhalten und Olof Palme so zu beeindrucken, dass dieser in mehreren seiner politischen Reden ein Gedicht des Poeten, Sundbybergsprologen, zitierte.

Erst 1989 kam wieder dann ein Gedichtband von Ragnar Thoursie auf den Markt. Dieses Mal nennt er den Band Kråkorna skrattar. Thoursie behält bei diesem Werk zwar seine Bildsprache, aber die Art des Schreibens hat sich verändert und wird persönlicher, wobei der Autor hier auch erstmals das „Ich“ verwendet. Aber Ragnar Thoursie verlässt nun auch den reinen Weg der Poesie und veröffentlicht auch Prosa, so den autobiografischen Roman Ditt ord är ljus im Jahre 2001, Elefantsjukan im Jahre 2003, wobei er bei diesem Werk über seine Zeit am Schreibtisch erzählt, und Igelkottsfrid, eine Autobiografie mit der er die Schriftstellerei als für beendet betrachtet. Für diese späten Werke wird Ragnar Thoursie mit dem königlichen Preis der Svenska Akademien ausgezeichnet.

Aber Ragnar Thoursie überrascht die literarische Welt Schweden erneut, denn 2009 erschient noch sein Buch Sånger från äldreomsorgen, ein Mischung aus Gedichten, Aufzeichnungen und kurzer Prosa, die er im Altersheim schreibt wo er mittlerweile lebt. Das Buch ist sachlicher als seine anderen Werke und Thoursie scheint verbittert über die Wege der Sozialdemokraten zu sein, deren Wege er als ideal ansah. So taucht bei ihm die Frage auf wohin das schwedischen Folkhemmet verschwunden ist, das er selbst mit aufgebaut hatte.

Bereits 2007 hatte Ragnar Thoursie sein gesamtes Forschungsmaterial, seine Briefe, seine Manuskripte und anderes mehr der Universität Växjö geschenkt, die dadurch über ein bedeutendes Archiv über den Schriftsteller verfügt, wo auch Material eingeht, das nie veröffentlicht wurde und die Wege zur Gedankenwelt Thoursies erfasst werden können.

Ragnar Thoursie sprach nie über seine Familie, da er zeit seines Lebens klar zwischen Literatur, Arbeitswelt und Privatwelt trennte. Deshalb weiß man nicht, warum seine Ehe nur 18 Jahre hielt und warum sich seine drei Kinder kaum noch für ihn interessierten als er ins Altersheim musste, wo er mit 90 Jahren vereinsamt starb.

Copyright: Herbert Kårlin

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