5 februari 2013

Berit Spong und die Kritik des Kleinstadtlebens

Berit Spong wurde am 5. Februar 1895 als Tochter des Baumeisters Carl Oscar Spong und dessen Frau, der Kindergärtnerin Anna Fredrika Gustafsson, in Vinnerstad bei Motala geboren und starb am 14. Juli 1970 in Snavlunda bei Örebro. Spong war seit Juli 1925 bis zu ihrem Tod mit dem Rektor Bertil Axelsson Malmrot verheiratet.

Ihre Kindheit verbrachte Berit Spong bei Motala, wo sie auch zur Schule ging und den Stoff für mehrere ihrer Werke fand. Am 24. Mai 1916 machte die Schriftstellerin im Privatgymnasium in Uppsala ihre Hochschulreife um anschließend in der gleichen Stadt zu studieren. Nach ihrem Examen im Jahre 1920 arbeitete Spong erst in mehreren Mädchenschulen und anschließend in der Realschule in Uppsala, unterbrochen von Sprachstudien in Deutschland, Frankreich und Italien. Mit dem Umzug nach Närke widmete sie sich hauptberuflich der Schriftstellerei.


Die literarische Karriere begann für Berit Spong im Jahre 1924 mit dem Lyrikband Högsal och örtagård, der bedeutendes Aufsehen erregte, obwohl die Gedichte zum Teil noch die Lyrik der Dichter um 1890 spiegelten, andere jedoch bereits zu den Idyllegedichten der 20er Jahre gehörten und sie die Themen sowohl aus den isländischen Sagen als auch dem dörflichen Alltagsleben entnahm.

Trotz des Erfolges ihrer Gedichte schrieb Berit Spong in den Folgejahren nur noch relativ wenige Gedichte und bereits 1937 erschien auch ihr letzter Gedichtband, der auch von der Thematik her ein Abschluss mit der Symbolik der Gedichtsprache bietet und ein deutlicher Übergang zur Prosa ist in der die Autorin auch ihre wahre Stärke zeigt.

Bereits im Jahre 1926 hatte Berit Spong ihre erste Novellensammlung I Östergyllen vorgelegt, der bis zum endgültigen Übergang in die Welt der Prosa noch mehrere folgten, unterbrochen vom Werk Sju år i Närke, einer Sammlung von Essays, die 1935 erschienen. Ihr erster Roman Spelet på Härnevi erschien bereits ein Jahr nach ihrem letzten Gedichtband. Ihr erster Roman spiegelt das Landleben Östergötlands, wobei der fiktive Ort Härnevi aller Wahrscheinlichkeit nach Erikstorp in Västra Stenby ist und die Schriftstellerin hier einen bedeutenden Beitrag zur kulturhistorischen Geschichte diesen Teiles von Schweden leistet.

Bereits in ihrem ersten Roman Spelet på Härnevi entdeckt man auch das Hauptthema der Schriftstellerin, das bei späteren Werken mehr in den Vordergrund rückt und eine Art Leitthema der Autorin wird. Berit Spong stellt hier die Individualität und die Parallelwelt der Menschen dem normalen und sicheren Leben gegenüber, das jedoch mit seiner Normalität auch eine Last ist, ein Weg, dem kaum jemand ohne irgend einen Widerspruch sein Leben lang folgen will. Die Passion und das Unbekannte stehen immer der Tradition gegenüber, die über das Handeln des Menschen in einer Dorfgemeinschaft entscheiden. Liebe ist nicht nur Glück, sondern kann auch zum Tod führen.

Während der erste Roman von Berit Spong noch im 19. Jahrhundert spielt, sind ihre späteren Romane wie Nävervisan aus dem Jahre 1942 oder Svarta Tavlan, der vier Jahre später erschien, der Zeitströmung angepasst und zeigen den Wunsch der Landbevölkerung Bildung zu erlangen um aus der Misere und der Armut in das bürgerliche Leben aufzusteigen. Diese Hoffnungen werden jedoch erst in der nächsten Generation erfüllt.

Auch wenn Berit Spong keine Feministin ist oder literarisch für die Rechte der Frau kämpft, so bearbeitet sie den feministischen Aspekt dennoch in ihren Bücher und schildert die parallele Frauenwelt der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderte, denn die einfache Lehrerin in der traditionellen Gesellschaftsstruktur steht der selbstbewussten Frau gegenüber, die sich nicht mehr einfach der Männerwelt beugt, sondern einen Wert auf eine eigene Entscheidung und die Unabhängigkeit legt. Große Teile der Schilderungen in den Romane der Schriftstellerin haben autobiographische Züge ohne jedoch zu viel von ihr persönlich zu entschlüsseln.

In ganz Schweden bekannt wurde Berit Spong mit ihrem Roman Sjövinkel aus dem Jahre 1949, da sie hier über ein wahres Ereignis in Strängnäs schrieb in der die Machthaber der Stadt diese Macht auch voll ausübten, was letztendlich ihrem Mann auch die Arbeitsstelle als Rektor kostete. Das Buch wurde ein Skandalbuch, da jede Handlung deutlich und realistisch gespiegelt war, die Betroffenen also von allen erkannt wurden, aber anderseits war die Autorin hinter der Belletristik nicht anzugreifen. Das Buch wurde in neun Auflagen gedruckt und war ein Bestseller.

Die Kritiker von Berit Spong versuchten den Inhalt des Werkes als Verunglimpfung darstellen, was ihnen jedoch nicht gelang, denn auch wenn die Handlungen und Intrigen deutlich erkennbar waren, hatte die Schriftstellerin einen Roman geschrieben und dabei alle literarischen Techniken verwendet und die Intrigen als Fiktion gebaut und keine Dokumentation geschrieben. Dieser Roman zeigt im Grunde das Niveau, das die Schriftstellerin um diese Zeit erreicht hatte, da man sich bei der Lektüre fragen muss, ob die Intrige das Thema ist oder aber das normale Kleinstadtmilieu, das sich gegen jede Änderung wehrt.

Im Verhältnis zu Sjövinkel verblassen die späteren Romane und Novellen von Berit Spong, denn sie bleibt beim Kleinstadtmilieu, bei Intrigen bei denen Priester, Bischöfe und die bürgerliche Frauenschicht eine wichtige Rolle spielen. Man spürt dabei auch, dass sich Spong in diesem Milieu eingesperrt fühlt, aber keinen Ausweg sieht, da ihre Welt von der Meinung der Männer abhängt.

Neben den schöngeistigen Werken schrieb Berit Spong auch immer wieder kulturhistorische Werke über das Östergötland und über Närke bei denen sie die Vergangenheit und die Entwicklung dieser beiden schwedischen Regionen beschreibt. Auch hier bleibt die Autorin jedoch nicht bei einer rein sachlichen Bearbeitung, sondern versucht die Machtstrukturen einzuarbeiten, da die Entwicklung einer Kleinstadt oder einer Region nicht vom Volk aus geht, sondern von nur wenigen Personen, die darüber entscheiden.

Copyright: Herbert Kårlin

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