14 februari 2013

Sven Lidman, ein Nihilist wird zum Autor von Psalmen

Sven Lidman wurde am 30. Juni 1882 als Sohn des Zöllners Nils Rudolph Lidman und dessen Frau Olga Catharina Elisabeth Wolff in Karlskrona geboren und starb am 14. Februar 1960 in Stockholm. Lidman war in erster Ehe mit Carin Thiel verheiratet und in zweiter Ehe mit Brita Augusta Otterdahl.

Von Karlstad aus zog die Familie sehr früh nach Helsingborg. Als Sven Lidman sieben Jahre alt ist, starb der Vater und die Mutter zog mit ihren beiden Kindern nach Stockholm, so dass Lidman bereits als Kind den sozialen Abstieg erlebte und in ärmlichen Verhältnissen auswachsen musste, auch wenn die Verwandtschaft zur bürgerlichen Gesellschaft gehörte, von der die Witwe allerdings ausgeschlossen war. Nachdem Lidman im Jahre 1900 in Stockholm die Reifeprüfung abgelegt hatte, studierte er an der Universität Uppsala Rechtswissenschaft. Danach begann er eine militärische Laufbahn.


Das erste Werk von Sven Lidman erschien bereits vier Jahre nach seiner Hochschulreife. Es handelte sich dabei um den Gedichtband Pasiphaë och andra dikter, wobei der Hauptteil des Buches von Pasiphaë handelt, der Ehefrau des kretischen Königs Minos. Im modernsten Stil der damaligen Zeit handeln die Gedichte um Pasiphaës Polygamie und ihr obszönes sexuelles Leiden. Von den jüngeren Autoren wurde der Gedichtband als Meisterwerk betrachtet, von der Mehrheit der Kritiker als dekadent abgestuft.

Sein erstes Werk wurde jedoch, auch wegen dem klassischen Stoff, den Sven Lidman benutzte, relativ wenig beachtet, im Gegensatz zu den Folgebänden Primavera, Källorna und Elden och altaret, in denen Lidman zeigt, dass er die moderne Gedichtschreibung nahezu zur Perfektion beherrscht und weiß seinen eigenen Stil zu wahren.

Die bedeutendsten Änderung im Leben von Sven Lidman kam mit seiner ersten Ehe, denn Carin Thiel war die Tochter von Ernest Thiel, dem Gründer der Thielska Gallerie, wodurch Lidman in die bürgerliche Gesellschaft aufgenommen wurde und auch mit dem Verleger Tor Bonnier in Kontakt kam. Dieser gesellschaftliche Aufstieg und der damit auch verbundene Ruhm als Dichter stürzte den Schriftsteller in einen persönlichen Konflikt, da er sich nun in keiner gesellschaftlichen Welt mehr wirklich zu Hause fühlte.

Dieses Dilemma führt jedoch Sven Lidman literarisch zu neuen Höhen, denn 1910 entsteht mit seinem ersten Roman Stensborg ein Meisterwerk der Zeitströmung, das als Hauptthema das Verbrechen, die Strafe und die Versöhnung hat und auf schwedische Weise eine Thema von Fjodor Michailowitsch Dostojewski aufgreift. Diesem ersten Buch folgen vier weitere, die vom Geschlecht Silfverstååhl handeln und eine Familienchronik im Stil von Thomas Mann wird, und die Zeitspanne von den Kriegen unter Napoleon bis zum Ende der Union zwischen Norwegen und Schweden umfasst.

Der Erste Weltkrieg kam für Sven Lidman in einer Phase, in der er nur wenig schrieb, weswegen er auch sofort zugriff, als ihm der Posten eines Redakteurs der Zeitschrift Svensk lösen angeboten wurde. Hier zeigte sich der Autor in voller Linie als konservativer Nationalist, was sich zusätzlich dadurch ausdrückte, dass er in eine beginnende religiöse Phase eintrat und Psalmen zu schreiben begann. Diese persönliche Veränderung wirkte sich auch auf das Familienleben Lidmans stark aus.

Mit der Scheidung von Carin Thiel im Jahre 1917 ändert sich das Leben und Wirken von Sven Lidman dann auf abrupte Weise, denn der Schriftsteller sucht sein Heil nun in der Religion und der katholischen Mystik von Augustinus. Im Jahre 1921 schließt sich Lidman der Pfingstbewegung an und wird als hervorragender Prediger eine der Leitfiguren dieser Freikirche.

Ab 1922 wird Sven Lidman Redakteur der Zeitschrift Evangelii Härold, die die schwedische Pfingsbewegung herausgibt und seine nächsten Bücher werden zu moralischen Predigten mit einer Art christlicher Lebensphilosophie. Durch seine persönlichen Erfahrungen und seine Arbeit als Schriftsteller kommt es dabei jedoch immer wieder zu einer Konfrontation mit der Freikirche, was letztendlich dazu führt, dass Lidman 1948 von der religiösen Bewegung ausgeschlossen wird. Es kommt zwar einige Jahre später zu einer Aussöhnung zwischen Sven Lidman und Lewi Pethrus, dem Führer der schwedischen Pfingstbewegung, aber die Kluft bleibt zu groß als dass der Autor zur Freikirche zurückfinden könnte.

Zwischen 1952 und 1957 erscheinen dann die vier autobiographischen Romane von Sven Lidman, die mit Gossen i grottan eingeleitet werden und mit Vällust och vedergälling enden und, wenn auch von einer sehr persönlichen Warte, das Leben des Schriftstellers schildern. Diese vier Bücher gehören vermutlich zu den ehrlichsten des Schriftstellers, da er in eine Phase eingetreten ist in der er auf niemanden und nichts mehr Rücksicht nehmen muss, in der er jedoch alle Höhen und Tiefen bereits erlebt hat.

Neben seinen literarischen Werken hat Sven Lidman der Nachwelt noch 30 Bände an Tagebüchern mit insgesamt über 6000 Seiten hinterlassen, die einen Einblick in die Gedankengänge und die Entwicklung des Schriftstellers zeigen und dem Leser sein Verhältnis zu seiner Umwelt näher bringt. Bedauerlicherweise sind diese Tagebücher nie in Buchform erschienen.

Copyright: Herbert Kårlin

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