20 februari 2013

Klas Östergren, das exzentrische literarische Genie

Klas Östergren wurde am 20. Februar 1955 in Stockholm geboren, war in erster Ehe (1982 - 1989) mit der Schauspielerin Pernilla August verheiratet und lebt seit rund 30 Jahren mit seiner zweiten Frau Cilla und seinen Kindern in Kivik in Skåne. Östergren ist vermutlich der einzige Gegenwartsautor Schwedens, der in jedem seiner Bücher autobiographische Elemente verarbeitet ohne jedoch zu viel zu entschlüsseln, was grundsätzlich die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Selbstdarstellung verschwimmen lässt.

Auch wenn Klas Östergren heute in Skåne lebt, so repräsentiert er den typischen bürgerlichen Autor Stockholms, der weiß wie man aufzutreten hat und in kaum einer Gesellschaftsschicht Fehler macht. Der Schriftsteller selbst sagte einst, dass er nicht in irgendeine Schablone gesetzt werden will und bleibt daher immer etwas mystisch, was sich auch durch ausweichende Erklärungen und sein nahezu „unpersönliches“ Auftreten als Mann der Welt ausdrückt.


Als Literat trat Klas Östergren erstmals im Jahre 1975 an die Öffentlichkeit. Mit seinem Roman Attila legte er unmittelbar einen Verkaufserfolg vor, der im ersten Moment an Ulf Lundells ersten Roman Jack erinnerte, sich auf den zweiten Blick jedoch, im Gegensatz zu Jack, auf zwei Niveaus abspielte, denn bereits in diesem Roman wusste Östergren Fiktion mit Erinnerungen zu verknüpfen. Der Unterschied zu den neueren Büchern des Autors ist jedoch, dass Attila, nach einer Liebesgeschichte, positiv endet und weniger die Abgründe zeigt, die man in den späteren Werken des Schriftstellers entdecken kann.

Der wahre Durchbruch kam für Klas Östergren, nach zwei weiteren Romanen, die man ebenfalls als Anfangsromane bezeichnen kann, denn im Jahre 1980 legt er den Roman Gentlemen vor, eine sehr moderne Version von August Strindbergs Röda rummet wird, ein Buch, das nicht nur eines der meistgelesenen Bücher der 80er Jahre wird, sondern sich in einem modernen Klassiker verwandelt, der mit der Fortsetzung, die 25 Jahre später erschien, von vielen Kritikern und Literaten als das beste Buch Schwedens des Jahrhunderts bezeichnet wird.

Wie auch bei seinen späteren Romanen, ist Klas Östergren bereits bei Gentlemen in der Lage seine Gesellschaftskritik mit Humor zu umgeben und diese also nahezu als Nebensache zu behandeln, obwohl man in der Zeit in der das Buch handelt einen sehr bedeutenden Umbruch der schwedischen Gesellschaft spürt.

Nach der Stärke des Buches Gentlemen wird es für Klas Östergren sehr schwierig an den Erfolg anzuknüpfen und die Folgewerke richten sich daher mehr an die vorhandene Leserschicht als eine neue größere. Das Ergebnis ist, dass sich Östergren die kommenden Jahre vor allem auf Übersetzungen spezialisiert, unter anderem mehrere Dramen von Henrik Ibsen überträgt und The Catcher in the Rye von Jerome David Salinger übersetzt.

Zwischen 1988 und 1994 veröffentlicht Klas Östergren dann die Trilogie Ankare, Handelsmän och partisaner und Under i september, womit er seine Leser damit regelrecht schockt, denn der Autor steigt hier in Tiefen des Alkohols, der Ausgesetztheit, des Misslingens und bietet drei Geschichten, die, in Fiktion verpackt, von Fremdenfeindlichkeit, unglücklicher Liebe und dem Vergessen durch Alkohol handeln. Östergren lässt aber auch hier offen wer wirklich verfolgt und diskriminiert wird oder welche Situationen dazu führen, sondern er bleibt der beobachtende Schriftsteller, der es vermeidet eine klare Stellung einzunehmen, aber dem Leser dennoch zu denken geben will.

Nach zwei weiteren Romanen, die die Leser nur bedingt zufrieden stellen, macht Klas Östergren erneut eine „Romanpause“ und schreibt fünf Jahre lang Manuskripte für Kinofilme und Fernsehfilme, unter anderem für Veranda för en tenor unter der Regie von Lisa Ohlin und Soldater i månsken, ein Fernsehdrama in vier Teilen, das vom Staatsfernsehen SVT im Jahr 2000 ausgestrahlt wird.

Im Jahre 2003 kehrt der Literat Klas Östergren mit der Novellensammlung Tre pörträtt zurück, der zwei Jahre später der zweite Band Gentlemen folgt und nicht nur an sein erstes Werk anknüpft, sondern auch unmittelbar wieder zum Bestseller wird und dem Autor in den folgenden Jahren fünf bedeutende schwedische Buchpreise bringt. Bevor Östergren dann 2009 mit Den sista cigaretten ein weiteres Meisterwerk bietet, erscheint noch das Buch Orkanpartyt, das man in keiner Weise mit seinen anderen Werken in Verbindung bringen kann, da er hier einen Teil der Edda in einer modernen Fassung wiedergibt bei der die Strafe Gottes im Zentrum steht. Beim Lesen des Buches erkennt selbst der ungewohnte Leser, dass es sich hierbei um eine Auftragsarbeit handelt, die in keiner Weise aus der Seele des Autors kommt.

Die Größe von Klas Östergren liegt vor allem darin, dass er bei jedem seiner Bücher im Zeitstrom schwimmt, eine Kleinigkeit von sich selbst einflechtet und ein Thema von der ersten bis zur letzten Zeile mit skrupellosen Logik behandelt. Man spürt, dass Östergren sein Manuskript immer wieder überarbeitet, darüber nachdenkt und dem Verlag tatsächlich ein Endprodukt vorlegt, das man nicht besser gestalten kann. Nach dem Autor selbst geht diese „Pedanterie“ sogar soweit, dass er seinen Verlegern nur ein fehlerloses Manuskript ohne jede handschriftliche Anmerkung und Korrektur liefert, obwohl Östergren zu jenen Autoren gehört, die noch heute zur Schreibmaschine greifen.

Copyright: Herbert Kårlin

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