19 februari 2013

Kjell Espmark, ein Leben für eine unsterbliche Literatur

Kjell Espmark wurde am 19. Februar 1930 in Strömsund im Jämtland als Sohn eines Zahnarztes geboren, den er jedoch nur die ersten zwei Jahre seines Lebens erlebte, da sich die Eltern 1932 scheiden ließen und die Mutter mit dem Schriftsteller und seinem Bruder nach Stockholm ging, wo sie sich ebenfalls zur Zahnärztin ausbildete. Espmark lebt abwechseln in Stockholm und auf Gotland.

An seine Kindheit und seine Jugend will sich Kjell Espmark wenig erinnern, da ihn die zersplitterte Familie und eine ehrgeizige Mutter, die bei Schwierigkeiten immer wieder mit Selbstmord drohte, wenig Familiengefühl schaffen konnte. Eine Beziehung konnte Espmark daher weder zu seiner Mutter noch zu seinem Vater aufbauen. Nach der Hochschulreife studierte der Schriftsteller Literaturwissenschaft an der Universität Stockholm, wo er von 1978 bis 1995 auch auch als Professor in diesem Fach tätig war.


Noch während seines Studiums in Stockholm erschien die erste von zwölf Gedichtsammlungen von Kjell Espmark. Nach Aussagen des Autors selbst handelt es sich bei diesen zwölf Bänden, die mit Mordet på Benjamin beginnen und 2007 mit Vintergata enden, um eine eine einzige Linie, die auf seinen letzten Gedichtband zuführt, in dem er das Gedicht zu einem Sprachrohr anderer macht und daher zum Rollengedicht greift, das in unterschiedlichen Teilen der Erde und in unterschiedlichen geschichtlichen Epochen lebt. Seine Gedichte bilden eine gewisse Einheit, die auch den Wissenschaftler Espmark durchkommen lassen, der die Lyrik des klassischen Altertums mit den modernsten Strömungen verbinden kann. Nach mehreren Kritikern hat Esplunds mit seinem letzte Lyrikband das höchste Ziel eines Poeten erreicht nach dem andere Dichter noch suchen.

Auch wenn Kjell Espmark vor allem durch seine Lyrik bekannt wurde, so veröffentlichte er zwischen 1987 und 1997 auch sieben Romane, die in ihrer Art einzigartig sind und den sieben Todsünden entsprechen, denn der Autor nahm sich vor „Die menschliche Komödie“ von Honoré de Balzac und die „Göttliche Komödie“ von Dante Alighieri in einer modernen Version für die schwedische Gegenwartsgesellschaft zu schreiben, ein Projekt, das der Autor seit Jahren vorbereitet hatte und keinem anderen Werk der Gegenwart gegenübergestellt werden kann. Den ersten Band nennt Espmark Glömskan (Die Vergesslichkeit) und den letzten Glädjen (Die Freude) und das Gesamtwerk Glömskans tid. Das Werk findet eine große Beachtung, aber es überfordert die Kritiker, zumal die Romanfolge geradezu wissenschaftlich geplant ist und die Wortwahl einem Professor für Literaturwissenschaft gerecht wird, aber gleichzeitig eine Gegenwart zeigt in der Schweden bereits in Scherben liegt. Der Leser wird symbolisch in die schwedische Hölle Dantes geführt.

Der Tod der Ehefrau zur Jahrtausendwende führt Kjell Espmark dann vollkommen in die Welt der Worte, was sich gewissermaßen sogar positiv auf sein Schaffen und die Tiefe seiner Werke auswirkt. Die Bewältigung seines Schmerzes findet man indes in seinem Gedichtband De levande har inga gravar bei dem er seine Gedichte seiner toten Frau in den Mund legt. Dieses Werk ist indes ein Teil seiner 12-bändigen Gedichtsammlung.

Den Beginn des 21. Jahrhunderts widmet Kjell Espmark verstärkt der Prosa. Im Jahre 2005 erscheint seine Biografie über Harry Martinson, in der er versucht die Stärken des Autors hervorzuheben und die Schwächen abzuschwächen. Fünf Jahre später veröffentlicht Espmark seine etwas versteckten Memoiren Minnena ljuger, die er Minnen bara minnen (Erinnerungen, nichts als Erinnerungen) nennt. Der Autor, der vorher immer erklärte, dass er keinerlei Neigung zum Schreiben seiner Memoiren hat, nimmt hier eine Hintertür indem er bereits mit dem Titel erklärt, dass es sich um subjektive Erinnerungen handelt und nicht um eine objektive Wirklichkeit, und zum anderen bezeichnet er es als Erinnerungen und verzichtet bewusst darauf sein Leben in seiner Gesamtheit aufzudecken.

Der letzte Titel, den Kjell Espmark bisher vorlegte, erschien im Jahre 2011 unter dem Titel I vargtimmen und kann als Ergänzung zu seinen nicht geschriebenen Memoiren betrachtet werden, da es in melancholischer Art die Gedanken des Autors im Laufe des Lebens schildert und von Personen handelt, die ihm im während dieser Zeit wichtig waren oder ihm näher kamen.

Als Schriftsteller gehört Kjell Espmark einer Gruppe an Autoren an, die in ihrer Denkweise noch in der Epoche vor den 68er Jahren leben und danach den Untergang Schwedens sehen, das seine gesellschaftliche Werte und selbst seine Sprache langsam verliert ,ohne dass der Schriftsteller jedoch zum wirklich konservativen Flügel neigt. Diese Einstellung wirkt sich auch auf seine Sprache aus und hängt sicher damit zusammen, dass er sein Leben lang mit der Literatur der Vergangenheit konfrontiert war, die er seinen Studenten auf eine spannende Weise präsentieren musste.

Kjell Espmark wurde im Jahre 1981 in die Svenska Akademien gewählt und nahm, nach Elias Wessén, auf dem Stuhl Nummer 16 Platz. Durch Zufall nahm Espmark damit als Literaturwissenschaftler den Platz eines Sprachforschers ein.

Copyright: Herbert Kårlin

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