8 februari 2013

Gustaf Fröding, der Dichter mit der geistigen Verwirrung

Gustaf Fröding wurde als Sohn des Leutnants Gustaf Ferdinand Fröding und dessen Frau Anna Eleonora Emilia Agardh in Karlstad geboren und starb am 8. Februar 1911 im Alter von 50 Jahren in Stockholm. Fröding war nie verheiratet.

Die Kindheit von Gustaf Fröding war geprägt von einem musikalischen Vater, der unfähig war das geerbte Gut zu halten und die Mutter musste sehr früh wegen psychischen Störungen behandelt werden. Das Überleben verdankte die Familie weitgehend der reichen Verwandtschaft, die sich vor allem um das Wohl der Kinder kümmerte.


Die Grundschule besuchte Gustaf Fröding in Kristinehamn, die Hochschulreife legte er dann im Jahre 1880 in Karlstad ab. Noch im gleichen Jahr schrieb er sich an der Universität Uppsala ein, die er vier Jahre lang besuchte ohne jedoch je ein Examen abzulegen, da seine Interessen bei der Literatur lagen und nicht beim Studium. Ab 1885 arbeitete Fröding als freier Mitarbeiter bei der Karlstads-Tidning, an der er später auch vier Jahre lang als Redakteur arbeitete. Der Schriftsteller hatte zudem von seinen Eltern einen Teil der Krankheiten geerbt und war nur selten gesundheitlich auf voller Höhe.

Seit dem Gymnasium in Karlstad hatte sich Gustaf Fröding mit Gedichten beschäftigt und trat immer wieder auch als Skalde auf, was er auch in Uppsala fortsetzte, wobei er ab dieser Zeit jedoch in Phasen arbeitet, denn er wechselst zwischen fruchtbaren literarischen Perioden und alkoholischen und sexuellen Exzessen ständig ab, was ein typisches Zeichen seiner psychischen Krankheit war. Diese Phasen setzen bis zu seinem Tod fort. Von den Gedichten der Anfangszeit ist allerdings kaum eines erhalten.

Seine Leistungen als Autor zeigte Gustaf Fröding erstmals während seiner Arbeit bei der Karlstads-Tidningen, die allerdings einen zweifelhaften Ruf hatte und Fröding auch nicht ausreichend für einen normales Leben bezahlen konnte. Für die Zeitung schrieb der Poet jedoch nicht nur Lyrik, sondern auch Rezensionen, gab seine Meinung zu Themen des Tages ab und schrieb andere Artikel. Neben dieser Aktivität schrieb der Autor noch eigene Gedichte und neigte vor allem zum Müßiggang.

Da Gustaf Fröding wegen psychischer Probleme immer wieder eine Zeit in Sanatorien verbringen musste oder sich von einem Selbstmordversuch erholte, dauerte es bis 1891 bis sein erster Gedichtband Guitarr och dragharmonika bei Bonniers erschien, das unmittelbar zu einem der populärsten Gedichtbände dieser Zeit wurde. Es folgten 1894 der Band Nya dikter und 1996 noch Stänk och flikar, dann brach sein Nervenleiden und die Geistesverwirrung erneut in voller Stärke aus. Ab 1899 war Fröding dann nicht mehr in der Lage etwas zu schreiben und er lebte zurückgezogen in Gröndal.

Noch während Gustaf Fröding mit seinen Gedichten für seinen ersten Lyrikband kämpfte, hatte er den Vorsatz ein bedeutendes Epos über das alte Värmland zu schreiben, vermutlich angeregt von Selma Lagerlöfs Werk Gösta Berlings saga, das ebenfalls 1891 erschien. Der Schriftsteller konnte diese Idee jedoch nie verwirklichen und erkannte vermutlich selbst, dass seine Stärke die Poesie war und nicht die Prosa.

Nach seinem ersten Gedichtband wollte Gustaf Fröding auch mit der herrschaftlichen Poesie der Oberschicht, die er bisher verfasste, brechen und begann im Dialekt des Värmland zu schreiben, was nach vier Jahren zur kleinen Gedichtsammlung Räggler å paschaser führte. Auch wenn diese Gedichtsammlung, ähnlich seinem Band Nya dikter im Jahre 1894, ein Loblied auf das Värmland war, so ist es Fröding dabei nicht möglich die Sprache des Volkes zu treffen. Die größte Stärke dieser Gedichte sind jedoch, dass er sich dabei den Literaten der 90er Jahre anschließt. Fröding verbirgt sich ab 1891 immer mehr hinter seinen Werken, denn in den klaren Phasen seines Lebens erkennt er die Spalte zwischen sich und der Gesellschaft, die zwar seine Nähe sucht und seine Gedichte liest, ihn jedoch nicht als Menschen akzeptiert, was natürlich mit seinen Exzessen und seiner Geisteskrankheit zu tun hat, denn während eines Krankheitsausbruchs kann Fröding für sich und seine Umwelt zu einer wahren Gefahr werden.

Bereits ab 1894 verliert Gustaf Fröding immer häufiger die Beziehungen zu seiner Umwelt und beginnt in einer eigenen Parallelwelt zu leben, die man in seinen späten Gedichten sehr deutlich spürt. Der Dichter hatte Halluzinationen und hörte Stimmen aus dem Hades.  Dennoch arbeitet er nun mit einem immensen Eifer an seinen Gedichten und den beiden theoretischen Schriften Grillfängerier und Om livsmonader. Diese Jahre verbringt Fröding teilweise bei seiner Schwester, teilweise im Krankenhaus in Lillehammer, aber auch in Utö und von 1898 bis 1905 musste er im Hospital in Uppsala verbleiben.

In diesem letzten Jahrzehnt seines Schaffens wird Gustaf Fröding von sexuellem Schuldgefühl geplagt und er sieht sich selbst als Sexualverbrecher, wobei er sich deswegen sogar beim Amtsgericht in Karlstad anzeigt, ohne dass dies jedoch irgendwelche Konsequenzen hatte. In einigen seiner letzten Gedichte nimmt er diese sexuelle Besessenheit, die er als Krankheit sieht, auf, und versucht dieses Problem auf poetische Weise in den Griff zu bekommen.

Niemand kann sagen, ob Gustaf Fröding seine besondere Fähigkeit des sprachlichen Ausdrucks und die außerordentliche Wortwahl in seinen Gedichten der Krankheit oder seinem Genie verdankte. Noch heute zählt er jedoch, trotz der geringen Anzahl an Werken, zu einem der bedeutendsten Lyriker des Ausklangs des 19. Jahrhunderts. Noch immer findet man seine Gedichte in Sammelwerken und regelmäßig werden sie von verschiedenen schwedischen Musikern vertont.

So wenig man weiß woher die literarische Leistung von Gustaf Fröding kommen, so wenig weiß man auch woran er letztendlich starb. Mehrere Autoren gehen davon aus, dass es nicht nur Diabetes war an der er unterging, sondern vor allem am exzessiven Alkoholgenuss, der ihn von der Zeit als Student in Uppsala bis zu seinem Tod verfolgte.

Copyright: Herbert Kårlin

1 kommentar:

  1. In etlichen Gedichten befaßt sich Fröding, oftmals atemberaubend klarsichtig, mit seinen gesundheitlichen und psychischen Problemen ('En Ghasel', 'Syner och röster') und dem Widerstreit von Gut und Böse in seiner Seele ('Calibariel', 'Ur Kung Eriks visor'), auch mit den krankmachenden und zerstörerischen Defiziten der Gesellschaft (Vorwort zu 'Lieder der Langeweile', 'Atlantis', 'Elin i Hagen', 'Säv, säv, susa'). Populär aber wurden viele seiner Gedichte, die das frohe dörfliche Leben und Treiben zeigen wie 'Tre trallande jäntor' oder 'Det var dans bort i vägen' und köstliche Charakterzeichnungen wie 'Blixten', 'Biskopen i Växjö' oder 'Våran prost' oder 'Jonte och Brunte'. Auch die zuerst genannten Gedichte sind keineswegs depressiv, vielmehr faszinierten als Poesie. Viele Gedichte des Vaters der Wortmusik, wie er genannt wird, lockten zur Vertonung. Damals wie heute. Er wurde Schwedens großer, vielleicht größter Lyriker. Seiner kranken Psyche zum Trotz.

    SvaraRadera