18 december 2012

Hilma Borelius, Wissenschaft und Frauenrecht in der Literatur

Hilma Borelius wurde am 18. Dezember 1869 als die Tochter des Philosophieprofessors Johan Jacob Borelius und dessen Frau Hedvig Augusta Wilhelmina Lönbohm in Lund geboren und starb am 27. Januar 1932 ebenfalls in Lund.

Die Schriftstellerin und Literaturhistorikerin Hilma Borelius besuchte erst die Mädchenschule in Lund und bereitete sich anschließend über Privatunterricht auf die externe Reifeprüfung vor, die sie am 30. Mai 1891 ablegte. Anschließend studierte Borelius Philosophie an der Universität Lund, ein Studium, das 1902 zu einem Lizenziat führte und ihr am 31. Mai 1910 den Doktortitel einbrachte. Bereits während ihres Studiums unternahm Hilma Borelius auch mehrere Studienreisen, die sie nach Frankreich, England und Deutschland führten.


Trotz ihrer hohen Ausbildung konnte Hilma Borelius nach ihren Studienabschluss vorerst nur in einer normalen Mädchenschule unterrichten, da Frauen um diese Zeit als Dozenten in den Universitäten Schwedens nicht akzeptiert wurden. Erst 1910 gelang ihr dann der Zugang zur Universität Lund und sie begann dort moderne Literaturgeschichte zu unterrichten. Als Professor bekam sie jedoch auch Jahre später nur ein mehrmonatiges Vikariat und nie einen offiziellen Lehrstuhl. Das Problem war erneut, dass sie eine Frau war und bereits als Dozenten zur ersten Frau Schwedens wurde, die an einer Universität lehren durfte. Durch die mehrmonatige Professur war sie dann auch die erste Schwedin auf einem Lehrstuhl, auch wenn sie nur eine Vertretung war.

Die literarische Karriere von Hilma Borelius folgte mehreren Linien und begann mit Veröffentlichungen in der Zeitschrift Dagny, einer Veröffentlichung des Fredrika-Bremer-Verbands, die sich mit allen Aspekten der Frauenfragen, vom sozialen bis zum politischen Aspekt beschäftigte und im Jahre 1914 von der Zeitschrift Hertha ersetzt wurde. Borelius schrieb für beide Zeitschriften zahlreiche Artikel zum Recht der Frau, der Rolle der Frau in der Literatur und andere Themen zur Frauenbewegung dieser Epoche, wobei ihr auch religiöse Themen am Herzen lagen. Kaum einer dieser Artikel erschien je als Buch zumal die behandelten Themen zu dieser Zeit ein heißes Eisen in Schweden waren.

Einige der bedeutenderen Bücher zur Frauenbewegung veröffentlichte Hilma Borelius ab 1903. Ihr erstes Buch Varför är motståndet mot kvinnans politiska rösträtt oberättligt? war weniger ein Angriff auf die von Männern dominierte Gesellschaft, sondern behandelte die Frage auf mehr psychologische Weise und diskutierte die vorgeschobenen Argumente unter denen den Frauen Schwedens das Recht zur politischen Wahl verboten wurde.

Ab 1909 beginnt Hilma Borelius wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Werke zu schreiben, die in engem Zusammenhang mit dem Literaturgeschehens Schwedens stehen. Bekannt wurden jedoch, außer der Biographie über Hedvig Charlotta Nordenflycht, vor allem die Werke, die sie über männliche Schriftsteller verfasste, obwohl sie sich vor allem mit den Schriftstellerinnen jeder Zeit beschäftigte und damit deutlich machen wollte welchen Einfluss die Frau innerhalb der Literatur bereits ausübte. Selbst das Buch über Fredrika Bremer aus dem Jahre 1913 fand nur bei aufgeschlossenen Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts Zuspruch.

Das letzte Buch, das Hilma Borelius vor ihrem Tod durch Krebs veröffentlichte, wurde 1931 in Deutschland veröffentlicht und hatte den Titel „Die nordischen Literaturen“, ein Thema, das in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts von großem Interesse war und von Borelius zum Teil in Schwedisch und zum Teil in Deutsch geschrieben wurde. Das relativ dünne Buch kann als Einführung in die damaligen Strömungen der nordischen Literatur gewertet werden, ist aber in keinem Fall als Literaturgeschichte zu betrachten, was auch nicht das Ziel der Autorin war.

Wenn man die Stärke der Werke von Hilma Borelius sucht, so liegt diese in ihrer Methode nach der Persönlichkeit ihrer handelnden Persönlichkeiten zu suchen, denn Borelius versuchte nie eine möglichste komplette Darstellung einer Person zu erreichen, sondern suchte nach dem psychologischen Punkt, der für die Entwicklung der Person am wichtigsten war um diese zu unterstreichen. Diese Art des Schreibens brachte ihr oft die Kritik der Oberflächlichkeit, da Schriftsteller und Literaturwissenschaftler jener Zeit mehr nach einer kompletten Darstellung suchten und die entscheidenden Momente einer Person nur als Nebensache betrachtet wurden. Durch diese psychologische Annäherung schuf Hilma Borelius eine sehr persönliche Art des Schreibens, die erst viel später auch von anderen Autoren des Landes übernommen wurden.


Copyright: Herbert Kårlin

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