10 december 2012

Emil Kléen, der dekadente Poet des 19. Jahrhunderts

Emil Kléen wurde am 17. September 1868 als Sohn des Landwirts Johan Peter Herman Kléen und seiner Frau Johanna Jönsdotter in Sätofta in Skåne geboren und starb am 10. Dezember 1898 im Alter von 30 Jahren in Lund.

Als einziges Kind hatte Emil Kléen eine sehr angenehme Kindheit. Bevor er 1880 in die Katedralskolan nach Lund kam, hatte er einen Privatlehrer, der ihn sehr gut auf die gehobene Bildung vorbereitete. Nach der Reifeprüfung schrieb sich Kléen an der Universität Lund ein um Philosophie und moderne Sprachen zu studieren, wobei er jedoch parallel dazu auch bei der Eslöfs Tidning als freier Mitarbeiter arbeitete.


Auch wenn Emil Kléen sehr begabt war, so schloss er sich während seiner Studienzeit in Lund mehr den studentischen Vereinigungen an als sich für seine Studien zu interessieren. In diesen Verbänden machte er, unter anderem, auch die Bekanntschaft von Axel Wallengren, Paul Rosenius, Bengt Lidforss und vor allem von Lars Rydner, die man alle als Autoren des Studentenkalenders Från Lundagård och Helgonbacken finden kann.

Sehr früh veröffentlichte Emil Kléen in den verschiedensten Zeitungen Schwedens seine Poesie, Essays, Novellen, aber auch linke politische Artikel, die ihn als Befürworter der Sozialdemokratie auszeichneten. Seine moderne, wenn auch etwas dekadente Art zu schreiben, öffneten ihm die Türen des progressiven Nya Kristianstadsbladet, Nya Lund, Malmötidning, aber auch jede der Dagens Nyheter. Kléen war auch in den Studentenkalendern Nornan und Svea aktiv, was natürlich dazu führte, dass er zwar viel veröffentlichte, jedoch seine Studien nie zu Ende führte.

Die Lyrik von Emil Kléen ist gefühlsvoll, beeinflusst von der Symbolik Ola Hanssons, aber noch mehr von den französischen Autoren wie Charles Baudelaire, Paul Verlaine, Jean Richepain und dem britischen Autor Algernon Swinburne, der Gruppe der Autoren, die sich über gesellschaftliche Konventionen hinwegsetzten um den Aufbruch in eine neue literarische Welt zu schaffen. Kléen wurde ihr Repräsentant in Schweden, der nicht nur in ihrem Stil arbeitete, sondern auch das dekadente Leben der französischen Literaten seiner Zeit führte, was ihm allerdings auch die Syphilis einbrachte.

Auf Grund seines kurzen Lebens konnte Emil Kléen sehr wenig veröffentlichen, was jedoch in gewisser Weise dadurch ausgeglichen wird, dass er in zahlreichen Romanen anderen bekannter Autoren eine Rolle bekam, denn August Strindberg schrieb ein Vorwort für seine Gedichtsammlung Valda dikter, die nach dem Tode Kléen erschien und seine Leben als Bohemien verarbeiteten, unter andnerem, Hjalmar Söderberg in Martin Bircks ungdom und Anna Branting inrem Roman Staden. Mehrere schwedische Autoren verarbeiteten den Schriftsteller in ihren Werken lange bevor sein autobiographischer Roman Venus anadyomenes im Jahre 2008 erschien.

Auch wenn die Lyrik von Emil Kléen nicht als einzigartig in der schwedischen Literaturgeschichte gesehen werden kann, so ist sie einzigartig in dem Punkt, dass er mit der immer mehr mit der Romantik bricht und derjenige Dichter Schwedens ist, dar die Angst zum Übergang in das 20. Jahrhundert mit all seinen neuen Werten am besten ausdrückt. Mit einem Fuß steht Kléen noch in der Beschreibung der Natur Schwedens, mit dem anderen bereits in einer Zukunft, die er mehr fühlen kann als tatsächlich erkennt, was auch zu den selbstdestruktiven Zügen des Autors führt und ihm trotz seines kurzen Schaffens eine wichtige Stellung in der Literatur bietet.

Leider konnten viele seiner Zeitgenossen seine wichtigsten und ausdrucksstärksten Werke nicht entdecken und nur eine Auswahl unter ihnen wurde bisher in den Zeitschriften Tärningskastet oder Aorta publiziert. Das Schweden der Jahrhundertwende war nicht reif für eine Offenheit Kléens, eine Offenheit, die man in Frankreich bereits als selbstverständlich empfand. Diese Poesie wurde daher erst lange nach dem Tod des Schriftstellers in Buchform veröffentlicht, wobei so manches bis heute unveröffentlicht blieb und unter Umständen auch  nie veröffentlicht wird.

Als den größten Gegner des Poeten Emil Kléen muss man den Literaturkritiker Carl David af Wirsén betrachten, der die Novellensammlung Morgen sommar des Schriftstellers aus dem Jahre 1896 auf eine Weise kritisierte, dass sich kaum noch jemand über das Buch zu äußern wagte. Die konservative literarische Schichte Schwedens empfand die Literatur Kléens nahezu als eine Gefahr für die schwedische Gesellschaft. Af Wirsén sprach dem Autor jede literarische Qualität ab, was jedoch nicht verwunderte, da der Literaturkritiker auch die französische Literatur des fin de siècle als dekadent und unleserlich empfand.

Unter den Autoren, die Emil Kléen am nächsten kamen, kann man vor allem August Strindberg nennen, der nach der Inferno-Krise ein enger Freund Kléens wurde, an seinem Todesbett in Lund saß und Tage später auch unter jenen war, die den Sarg des Dichters trugen. Aber Strindberg war auch einer der wenigen Schriftsteller Schwedens, die die französische Literatur dieser Epoche ebenso gut kannte wie Emil Kléen.

Copyright: Herbert Kårlin

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