24 december 2012

Bernt Erikson, der unverstandene Dichter Schwedens

Bernt Erikson wurde am 5. Februar 1921 als Sohn eines Postangestellten in Spånga bei Stockholm geboren und starb am 24. Dezember 2009 im Alter von 88 Jahren. Erikson sprach kaum über seine Vergangenheit und bleibt daher in vielen Punkten ein Geheimnis der schwedischen Literaturgeschichte.

Über die Jugend des Dichter weiß man nur, dass er 1939 die Handelsschule abschloss und anschließend acht Jahre lang im Büro arbeitete. 1947 entschloss sich der Dichter ganz von seiner Kunst zu leben, was jedoch auf Grund der geringen Auflagen ohne bedeutenden Mäzen oder arbeitende Ehefrau kaum möglich war.


Die literarische Karriere von Bernt Erikson begann mit seinem Gedichtband Namnet är människan, der zwar nur in einer sehr geringen Auflage verkauft wurde, jedoch beachtliches Aufsehen erregte, da Erikson konsequent die Kleinschreibung benutzte, was sich auch auf seinen Namen ausdehnte, und ausdrücken sollte, dass auch er als Schriftsteller nur ein kleiner Teil im Kosmos ist und sich daher nicht durch die Anwendung von Großbuchstaben darüber hinwegsetzen will.

Obwohl Bernt Erikson ein bedeutender Erneuerer der schwedischen Lyrik war und parallel zu den Werken von Öyvind Fahlström und Store Lönnerstrand gesehen werden muss, so gelang es ihm mit seinen 18 Gedichtbänden, die er innerhalb von 70 Jahren veröffentlichte, nur eine relativ kleine Schicht an Lesern zu überzeugen. Sein Genie wurde erst mit seinem letzten Werk Finns eigentligen inte men bor i frusen musik von der literarischen Welt Schwedens entdeckt, einem Buch, das erst nach seinem Tode veröffentlicht wurde und seine gesamte Denkweise beinhaltet. Für viele Literaturkritiker bot dieser Band ein gewisses Aha-Erlebnis und brachte entsprechend gute Kritiken.

Die Lyrik von Bernt Erikson nimmt in der schwedischen Literaturgeschichte im Grunde einen eigenen Teil ein, denn seine Werke sind einzigartig und seine „lyrische Partikelforschung“, die eine Wiederentdeckung der gesamten Weltgeschichte ist, können mit keinen anderen lyrischen Werken des schwedischen Sprachraums verglichen werden. Seine Dichtung hebt die Grenze zwischen Prosa und Lyrik auf. Erikson selbst sagte einmal, dass er sich als Lyriker sieht, jedoch keine Gedichte schreibt. Er betrachtete seine Werke als unabhängige Form und bezeichnete sie als Lyrikprosa.

Auch wenn die Lyrik von Bernt Erikson als surrealistische Komposition der Weltgeschichte betrachtet werden kann, so hatten bis heute nur wenige seiner Leser einen Zugang zu seiner Parallelwelt in der die Lyrik am ehesten noch eine musikalische Komposition oder eine abstrakte Malerei mit Worten ist. Erikson macht es seinen Lesern auch nicht leicht, denn er verwandelt die Sprache, schafft neue Worte, neue Assoziationen und immer wieder neue Bilder, die oft einen schwarzen Humor zu Tage treten lassen und zu einer bewussten Reise in die Welt der eigenen Gedanken einladen.

Der Wortschöpfer Bernt Erikson sagte von sich selbst, dass er Strukturen schuf und keine Motive und dass er mit der strukturellen Suche mit der Zeit unlesbar wurde, was jedoch nur die halbe Wahrheit ist. Es war vielmehr die Verschlossenheit des Lyrikers, die ihn zu einem Außenseiter der Literatur machte und warum er nicht den gleichen Zuspruch fand wie Öyvind Fahlström, der eine ähnliche Zeitreise mit seinen Werken unternahm, aber dabei die Öffentlichkeit und die Kommunikation suchte.

Vielleicht war und ist es auch das Unzugängliche Bernt Eriksons, das den Lyriker trotz geringer Auflagen am literarischen Leben hält, denn während die Werke einiger der bedeutendsten Schriftsteller Schwedens schon seit Jahrzehnten nicht mehr aufgelegt werden, wurden immer wieder Werke von Bernt Erikson veröffentlicht und werden von der gleichen Schicht gelesen, die auch früher seine Bücher lasen, der Schicht, die die Reise des Lyrikers nachvollziehen will und die Sprache nicht nur als Kommunikationsmittel sieht, sondern als eine fließende Bewegung hinter der sich auch Geheimnisse verbergen können.

Copyright: Herbert Kårlin

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