4 februari 2013

Carl Michael Bellman, der Nationalskalde Schwedens

Carl Michael Bellman wurde am 4. Februar 1740 als Sohn des Sekretärs Johan Arent Bellman und dessen Frau Katarina Hermonia Hermöhia in Stockholm geboren und starb am 11. Februar 1795 ebenfalls in der schwedischen Hauptstadt. Bellman war ab dem 19. Dezember 1777 mit Lovisa Fredrika Grönlund verheiratet.

Wie in jener Zeit in der gehobenen Schicht üblich, besuchte Carl Michael Bellman nur kurz die Maria Kyrkoskolan, wurde jedoch überwiegend von Privatlehrern unterrichtet. Ein wichtiger Teil der Erziehung bestand im Musikunterricht, wobei Bellman sehr früh die Cister, eine Art Laute, zu spielen lernte und dazu Psalmen vortragen musste.


Im Jahre 1757 wurde Carl Michael Bellman probeweise bei der Reichsbank angestellt. Ein Jahr später schrieb er sich an der Universität in Uppsala ein, die er jedoch sehr bald wieder verließ um zurück an die Reichsbank zu kehren. Da der Skalde mit Geld nicht umgehen konnte, das Gut des Vaters wegen Schulden beschlagnahmt wurde und Carl Michael eine Neigung zum Leben eines Bohemien hatte, musste er jedoch 1759 nach Norwegen fliehen, wo er bis 1863 blieb. Wieder zurück in Schweden konnte er jedoch nicht mehr in der Reichsbank arbeiten und musste sich mit anderen Stellen zufrieden geben.

Die literarische Karriere von Carl Michael Bellman setzte 1757 ein, als er religiöse Gedichte zu schreiben begann, Psalmen verfasste und religiöse Texte übersetzte, eine Tätigkeit, die sich bald änderte, da Bellman es liebte in der Gesellschaft der schwedischen Hauptstadt umzugehen. Da er jedoch das nötige Kapital nicht hatte, bezahlte er ab den 60er Jahren oft mit improvisierten Liedern, die oft um gutes Essen, reichhaltiges Trinken und die Liebe kreisten und das Publikum vergnügten. Bekannt sind auch seine Bibelparodien jener Epoche, vor allem Gubben Noak, ein Lied, das später auch zu einem Kinderlied umgeschrieben wurde.

In den 60er Jahren begann Carl Michael Bellman, der in den Bacchi orden aufgenommen wurde, als Alleinunterhalter bei Festen der gehobenen Stockholmer Schicht aufzutreten, da er nicht nur unterhalten konnte, sondern auch in die Gesellschaft passte und alles was dort stattfand für sich behalten konnte und die Vorfälle beim nächsten Treffen lediglich als Parodie wiedergab, im geschlossenen Kreis selbstverständlich.

Zwischen 1765 und 1769 verkehrte Carl Michael Bellman sehr viel im Hause von Anders Lissander, wo sich auch eine Affäre zwischen Bellman und Ingrid Margareta Lissander anzubahnen schien. Bellman widmete Ingrid Margareta zahlreiche seiner Schöpfungen, die die Angebetete leider alle verbrannte als Bellman sich zu einer anderen Frau hingezogen fühlte.

Ab Frühling 1770 widmete sich Carl Michael Bellman dem Verfassen der Lieder, die als Fredmans epistlar bekannt wurden, die hervorragende Parodien auf die Bibel von Karl XII. waren und erst von acht nicht biblischen Liedern ergänzt wurden, denen später weitere 25 Lieder folgten, die ebenfalls keine biblischen Motive trugen, sondern Personen der Gegenwart im Visier hatten.

Als Gustav III. im Jahre 1772 einen Staatscoup durchführte, nahm Carl Michael Bellman die Seite des Monarchen ein und schrieb das Kampflied Gustafs skål, was ihm eine gut bezahlte Stelle bei Gustav III. einbrachte und ab 1775 eine Pension von 100 Reichstalern, die der König aus seiner eigenen Kasse bezahlte.

Auch wenn Carl Michael Bellman sehr früh mit seiner vielseitigen und sehr reichhaltigen Dichtkunst begonnen hatte und seine Werke veröffentlicht sehen wollte, dauerte es bis 1780 bevor seine religiösen Werke erschienen, allerdings zehn Jahre lang kaum verkauft wurden, da Johan Henric Kellgren den Skalden in einem Gedicht auf das Schärfste angriff und behauptete, dass Bellman all sein Wissen über die Liebe von einem damals bekannten Bordell habe. Dieses Gedicht versperrte dem Skalden über längere Zeit hinweg nahezu alle Türen der bürgerlichen Gesellschaft Schwedens.

Diese Situation hinderte Carl Michael Bellman jedoch nicht daran im Jahre 1783 Bacchi Tempel zu veröffentlichen und 1790 die Fredmans epistlar sowie ein Jahr später Fredmans sånger, ein Buch, das vor allem seine frühen Bibelparodien enthielt. Als 1790 die Fredmans epistlar erschienen, veröffentlichte Bellman diese mit einem Vorwort von Johan Henric Kellgren, der mittlerweile seine Einstellung zum Skalden geändert hatte, ohne dass jedoch die Ursache dieser Wandlung je bekannt wurde.

Die Bedeutung von Carl Michael Bellman muss man vor allem darin sehen, dass er der erste schwedische Humorist war, dem es auch gelang, das Leben im Rinnstein und der Kneipe in die gehobene soziale Schicht zu bringen, denn kein Literat vor ihm konnte sich in diesen Kreisen über die Bibel lustig machen oder die Prostitution als humoristisches Lied präsentieren. Dieser Einzigartigkeit Bellmans verdankt man es, dass der Skalde noch heute international bekannt ist, seine Lieder immer noch aufgenommen werden und er zahlreichen Skalden Schwedens als Vorbild diente.

Carl Michael Bellman, der als der Nationalskalde Schwedens bezeichnet wird und in seinem Einfluss auf die Nachwelt von manchen Literaturwissenschaftlern in der Bedeutung mit William Shakespeare verglichen wird, hatte Zeit seines Lebens finanzielle Probleme, der trotz der Unterstützung von Freunden und des Königs ständig mit seiner Familie umziehen musste und jedes Mal in eine schlechtere Wohnung kam. Als Gustav III. starb, verschwand auch noch seine Pension, die ihm bis dahin zumindest das Überleben garantiert hatte. Als Bellman 1794 wegen unbezahlten Schulden erneut im Stockholmer Schloss eingesperrt wurde, verschlimmerte sich auch sein Gesundheitszustand und wenig später starb der Skalde im Alter von 55 Jahren. Im Jahre 1851 ließ die Svenska Akademien im Klara Friedhof, wo Carl Michael Bellman begraben wurde, einen Erinnerungsstein errichten. Der Nationalskalde  beeinflusste maßgeblich die Werke von Evert Taube, Gunnar Wennerberg, Cornelis Vreeswijk und Fred Åkerström.

Copyright: Herbert Kårlin

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