29 mars 2013

Jan Broberg und der schwedische Kriminalroman

Jan Broberg wurde am 9. Dezember 1932 in Malmö geboren und starb am 29. März 2012 im Alter von 79 Jahren in Lund. Broberg war mit Britta verheiratet, die ihn überlebte und hat drei Kinder. Der Schriftsteller studierte ab 1951 an der Universität Lund nordische Geschichte und Literaturwissenschaft. Nach Abschluss seines Studiums war der Autor von 1958 bis 1997 Gymnasiallehrer für Geschichte und Schwedisch in Nässjö.

Mehr oder weniger durch Zufall geriet Jan Broberg bereits zu Beginn seines Studiums in der der Malmöer Stadtbibliothek an den Kriminalroman Murder for pleasure von Howard Haycraft, eine Lektüre, die sein Leben maßgeblich beeinflussen sollte, denn bis 1954 hatte der Student der Literaturwissenschaften sehr viele Kriminalromane gelesen und war der Meinung, dass der schwedische Kriminalroman zwar blühte, aber zu den schlechtesten weltweit gehörte.


Der Schriftsteller wollte diese Meinung nicht für sich behalten, sondern Jan Broberg entschloss sich einen Artikel darüber zu schreiben, den er der Kvällsposten anschließen anbot. Der Kulturchef der Zeitung akzeptierte nicht nur den Artikel, sondern Broberg wurde von ihm unmittelbar mit dem zukünftigen Kritiken von Kriminalromanen beauftragt, eine Arbeit, die er bis 1973 ausübte und an dem Tag beendete, als er statt Kriminalromanen auch ein Gartenbuch rezensieren sollte, da die Chefradaktion der Meinung war, dass ein Kritiker auch darüber Rezensionen schreiben sollte wovon er keine Ahnung hat.

Im Jahre 1971 wurde Jan Broberg die treibende Kraft bei der Gründung der Svenska Deckarakademin, die das Ziel hat dem schwedischen Kriminalroman zu einer anerkannten internationalen Literaturgattung zu verhelfen indem sie Autoren fördert, die sich durch herausragende Leistungen innerhalb des Kriminalromans auszeichnen. Indirekt bedeutet dies auch, dass diejenigen Kriminalautoren, der nie eine Auszeichnung der Akademie erhalten oder nie für einen Preis nominiert werden nur mittelmäßige bis schlechte Kriminalromane schreiben.

Auch wenn Jan Broberg im Laufe der Jahre eine bedeutende Anzahl an Sachbüchern geschrieben hat, so versuchte er sich nie an Belletristik und verfasste nicht einen einzigen Kriminalroman. Broberg begnügte sich mit Kritiken, er schrieb Vorworte zu rund 80 Büchern, überwiegend zu Kriminalromanen, und zeichnet für etwa 30 Anthologien, darunter 18 mit Kriminalnovellen. Hinzu kommen noch sieben Sachbücher des Autors zum Thema Kriminalroman.

Ab den 70er Jahren galt Jan Broberg bereits als der Fachmann des Kriminalromans, der auch den Nachwuchs in diesem Bereich sehr gut kannte und dabei viele schlechte Krimis las, aber nur literarisch bedeutende Werke auch direkt oder indirekt unterstützte. In diesem Rahmen wählte er auch für die Kriminalromanserie des Verlegers Åke Hallberg zwischen 1973 und 1982 insgesamt 64 Kriminalromane aus, die man als Liebhaber dieser literarischen Kategorie gelesen haben sollte und sich dabei nicht nur auf jene beschränken will, die in schwedischer Sprache erschienen.

Obwohl Jan Broberg sein Leben lang versuchte dem schwedischen Kriminalroman Prestige zu verleihen, so blieb seine allgemeine Kritik für viele schwedische Autoren ein Schlag ins Gesicht, denn nach dem Fachmann des schwedischen Kriminalromans sind die Mehrheit der Krimis, die in Schweden erscheinen, eine reine Katastrophe, da nahezu jeder Schwede glaubt einen Kriminalroman schreiben zu können und dann nur eine üble Intrige präsentiert, die vielleicht noch spannend sein kann, aber der jedes literarische Gefühl abgeht und nicht mehr bietet als ein Groschenheft in Buchform.

Jan Broberg, der ab Mitte der 70er Jahre neben seinem Beruf als Lehrer auch als Kritiker von Kriminalromanen für die Tageszeitung Sydsvenskan und die Zeitschrift Jury schrieb, hat sich natürlich nicht nur mit dem schwedischen Kriminalroman beschäftigt, sondern wusste auch was und welche Qualität in anderen Ländern produziert wurde. Diese Kenntnisse führten auch dazu, dass er von zahlreichen Verlagen und Filmgesellschaften als Ratgeber gefragt war und den Beinamen the walking encyclopedia of crime fiction erhielt. Broberg hat im schwedischen Raum keinen Nachfolger, auch wenn die Arbeit der Deckarakademin weiterhin fortsetzt und nach den besten Kriminalautoren des Landes Ausschau hält.

Noch kurz vor seinem Tod veröffentlichte Jan Broberg, dieses Mal gemeinsam mit Bo Lundin, den Ratger 50 fullträffar : riktigt bra deckare från alla tider, einen Leitfaden, der, wenn auch etwas subjektiv, zu den besten 50 Kriminalromanen führen soll, die je geschrieben wurden, die allerdings nicht unbedingt von schwedischen Autoren geschrieben wurden.

Wenn man die Sachbücher zu den unterschiedlichsten Themen von Jan Broberg liest, so stellt man sehr schnell fest, dass der Autor wusste wovon er schrieb, dass er über eine sehr ausgewählt Sprache verfügte und wusste, dass er in die Sachlichkeit Humor einflechten muss, damit der Leser auch ein Sachbuch bis zur letzten Zeile lesen wollen. Den Aufbau eines Kriminalromans sucht man jedoch vergebens.

Copyright: Herbert Kårlin

Vetenskapsfestivalen Göteborg 2013

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