31 januari 2013

Lars Forssell und die Nachkriegsliteratur Schwedens

Lars Forssell wurde am 14. Januar 1928 als Sohn des Stadtarchivars Arne Forssell und dessen Frau Lisa Falke in Stockholm geboren und starb am 26. Juli 2007 ebenfalls in der schwedischen Hauptstadt. Forssell war ab dem 16. Mai 1951 bis zu seinem Tode mit Kerstin Hane verheiratet.

Seine Kindheit und seine Jugend verbrachte Lars Forssell in Stockholm, wo er auch in die Kungsholms Volksschule ging, die die Kinder wegen ihrer hohen Anzahl in zwei Schichten besuchten. Nach seiner Hochschulreife ging Forssell in die USA, wo er Soziologie studierte. 1948 schloss er seine Studien in Illinois mit dem Bachelor of Arts ab, kehrte dann nach Schweden zurück und schrieb sich an der Universität Uppsala in der philosophischen Fakultät ein, ein Studium, das der Schriftsteller 1952 beendete.


Noch 1949 begann Lars Forssell neben seinem Studium auch als Dichter zu arbeiten und veröffentlichte seinen ersten Gedichtband Ryttaren. Die einzelnen Werke waren allerdings alle noch im Gedanken der symbolhaften Dichtung der 40er Jahre geschrieben, wobei man auch den Einfluss von Erik Lindegren deutlich spürt. Erst in seinen nächsten lyrischen Werk Narren von 1952 und und dem Essay Chaplin von 1953 sind diese Einflüsse verblasst und man entdeckt einen Poeten und Schriftsteller, der nicht nur einen eigenen Stil entwickelt hat, sondern auch eine neue Ära in der schwedischen Lyrik einleitet.

Nachdem Lars Forssell 1952 sein Studium in Uppsala erfolgreich abgeschlossen hatte, widmete er sich vollständig dem Schreiben, was natürlich bedeutet, dass er nicht nur literarisch aktiv wird, sondern auch als Journalist für Utsikt, BLM, Expressen und Dagens Nyheter in den Kulturredaktionen tätig wird und beginnt Texte für das Kabarett und populäre Lieder zu schreiben.

Ab Ende der 50er Jahre läuft die Karriere von Lars Forssell zweigleisig, denn beim schwedischen Volk wird er mit seinen Volksweisen, Liedern und Revuetexten bekannt, in der literarischen Welt gewinnt er vor allem mit seinen Gedichten Anerkennung, obwohl Forssell auch Essays, Prosa, Theaterstücke und Kinderbücher schreibt. In den 70er Jahren schreibt der Schriftsteller neben seinen literarischen Texten auch zahlreiche Schlagertexte, unter anderem für Lill-Babs.

Heute bezeichnet man Lars Forssell als den ersten Dichter Schwedens, der zum einen die Nachkriegslyrik schuf, zum anderen aber auch mit der Tradition brach, die davon ausging, dass Lyrik etwas Göttliches sein muss und durch Inspiration entsteht. Für Forssell war Poesie auf allen Niveaus möglich, da Poesie die Sprache des Herzens ist, aber jedes Herz auch eine andere Sprache benutzt. Sehr oft bezog sich der Lyriker hierbei auch auf Evert Taube, der die Lyrik des Volkes zu nutzen wusste.

Auch in den 60er Jahren bleibt Lars Forssell Schriftsteller und Schreiber von Schlagertexten, wobei er sich jedoch in dieser Epoche auch politisch engagiert und sich, unter anderem, für die Dritte Welt einsetzt. Ein deutlicher Ausdruck davon sind die beiden Gedichtbände Ändå von 1968 und Oktoberdikter von 1971, die sehr deutlich den modernen Trend jener Zeit ausdrücken und literarisch einen neuen Weg zeigen.

Seine große Leistung der 60er und 70er Jahre waren jedoch nicht seine Gedichte, da Lyrik immer nur eine kleine Schickt der Bevölkerung ansprechen kann. Lars Forssell, der auch als Übersetzer arbeitete und die kulturelle Bewegung Frankreichs sehr gut verfolgte, brachte in diesen Jahren die gesamte Kultur Frankreichs, einer sehr bewegten Epoche des vorigen Jahrhunderts, nach Schweden, das französische Kabarett, das französische Chanson und die Texte von Boris Vian, Léo Ferré, Jacques Brel und Georges Brassens, die bis dahin nahezu unbekannt in Schweden waren.

Auf Grund seiner Gedichte wurde Lars Forssell im Jahre 1971 in die Svenska Akademien gewählt, wo er nach Sigfrid Siwertz auf dem Stuhl Nummer 4 Platz nahm. Forssell war damit eines der längsten Mitglieder der Akademie, auch wenn er die letzten Jahre aus Krankheitsgründen nur noch wenig an den Aktivitäten der Organisation teilnehmen konnte. Im Jahre 1999 bestellte das schwedische Parlament eine Kantate des Lyrikes, was in der Tat sehr selten ist und einer Ernennung des Dichters als Nationalpoet nahe kommt.

Von den 70er Jahren bis zu seinem Tod entwickelte sich Lars Forssell zu einem der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart, der weiterhin in seinem gesamten Spektrum wirkte, denn er schrieb weiterhin Gedichte, einige Weisen, eine große Anzahl an Hörspielen und Theaterstücken, Opern, Essaysammlungen und veröffentlichte zahlreiche Artikel in den verschiedenen Medien Schwedens. Der letzte Gedichtband des Autors wurde im Jahre 2000 das Werk Förtroenden. Trotz seiner Bedeutung in der schwedischen Literaturgeschichte der jüngsten Epoche, wird der Schriftsteller bis heute nahezu als Randfigur behandelt.

Copyright: Herbert Kårlin

Inga kommentarer:

Skicka en kommentar