6 januari 2013

Johnny Bode, der schwedische Skandalschriftsteller

Johnny Bode wurde am 6. Januar 1912 als Sohn des Strohhutfabrikanten Alvar Bode und dessen Frau Judit Kilander in Falköping geboren und starb am 25. Juli 1983 in Malmö, wo er die letzten Jahre seines Lebens in größter Armut verbrachte.

Seinen Vater traf Johnny Bode allerding nie, da die Eltern bereits in Scheidung lebten als er zur Welt kam. Die ersten Lebensjahre verbrachte Bode daher bei seinem Großvater. Als die Mutter jedoch wenige Jahre später einen neue Ehe einging, so zog die neue Familie mit Johnny Bode nach Stockholm. Die Charakterzüge des jungen Bode, die er vom biologischen Vater hatte, traten jedoch schon bald zu Tage, denn mit zwölf leerte er den Barschrank des Stiefvaters und wurde nahe eines Koma entdeckt. Mit 15 wurde ein Mädchen vom ihm schwanger um das sich der Jugendliche allerdings wenig kümmerte und seinen Sohn Sigurd wollte er nie kennenlernen.


Mit 17 Jahren begann Johnny Bode Lieder zu schreiben, Melodien zu komponieren und viele Lieder auch selbst vorzutragen. Insgesamt schrieb Bode während seines Lebens hunderte von Liedern, die zum Teil heute noch gesungen werden und das gesamte musikalische Spektrum umfassen, denn für Lapp-Lisa schrieb er religiöse Lieder und Jussi Björling trug seine Opernkompositionen vor. Allerdings wussten zu Beginn beide Künstler nicht wer hinter den Liedern stand, da Bode um diese Zeit bereits gezwungen war unter den verschiedensten Pseudonymen zu arbeiten, damit seine Werke auch nur von einem Sänger in Schweden akzeptiert wurden. Sicher war seine Qualität hoch, aber mit dem Namen Johnny Bode wollte ab den 40er Jahren niemand mehr in Schweden verknüpft werden.

Die Person Johnny Bode hatte in Schweden nicht erst seit dem Zweiten Weltkrieg, als er offen für Hitler eintrat, einen schlechten Ruf, denn schon vorher war er dadurch aufgefallen, dass er Lügen von Wahrheiten nicht unterschieden konnte, überall als Zechpreller auffiel, Hotelrechnungen nicht bezahlte und selbst bei Freunden Diebstähle begann, vom Bezahlen mit gefälschten Schecks ganz abgesehen. Auf Grund seines Lebenswandels wurde Bode mehrmals in die Psychiatrie eingewiesen, wo er letztendlich auch zwangsweise sterilisiert wurde.

Auch wenn Johnny Bode mehr als Komponist, Liederdichter und Sänger bekannt wurde, wobei er auch einige Gedichte von Nils Ferlin vertonte, so schrieb Bode außer den Liedern und acht Operetten auch fünf Romane und stahl einen sechsten von seinem Freund Per Meurling, einem Religionshistoriker und Priester, der in seiner Freizeit unter einem Pseudonym pornographische Romane schrieb.

Das erste Buch, das Johnny Bode veröffentlichte, erschien im Jahre 1948 unter dem Titel Han friade i badkaret. Nur zwei Jahre später erschienen bereits Min kärlek var till salu und Dö i tid, wobei alle drei unter den Büchern unter unterschiedlichen Pseudonymen erschienen, die einzige Chance für Bode veröffentlicht zu werden. Das Besondere dieser Bücher ist die Mischung zwischen Literatur, Fiktion und Erotik, was insbesondere bei Dö i tid auffällt, einem bizarren Okkupationsroman in dem nicht nur erotische Exzesse eine Rolle spielen, sondern Bode im Nazideutschland auch „Affenzwerge“ als Druckmittel auftauchen lässt und seiner Phantasie freien Lauf lässt.

Ebenfalls 1950 erscheint auch das autobiographische Buch Brokiga förflutna von Johnny Bode, in dem man die Denkweise des Schriftstellers vielleicht noch am ehesten verfolgen kann, inwieweit dies bei einem Mythomanen wie Bode möglich ist, der selbst allen Ernstes behauptete das Lied „Die schöne blaue Donau“ unter dem Pseudonym Johann Strauss geschrieben zu haben.

Auch wenn Johnny Bode Anfang der 60er Jahre erneut in die Psychiatrie eingewiesen worden war und als unzurechnungsfähig erklärt wurde, so war damit seine Karriere nicht zu Ende, denn kaum, unter gewissen Aufsichtsregeln, entlassen, veröffentlichte er den Skandalroman Jag var en kärlekskonstens mästare, der bedeutend Aufsehen erregte und im Grunde nur einen Nachteil hatte, dass er nämlich von Per Meurling in den 50er Jahren geschrieben worden war und nicht von Bode. Der Rechtsstreit endete jedoch mit einem Vergleich, so dass das Werk nach wie vor unter dem Autoren Johnny Delgada erscheint, einem der mindestens 20 Pseudonyme, die Bode benutzte.

Nach Erscheinen des gestohlenen Buches kam Johnny Bode in Kontakt mit der Underground-Kultur Schwedens. Bode veröffentliche nun, neben seiner bekanntesten Schallplatte Bordellmammas Visor, auch das Buch Sex och Svek, erneut einen erotischen Roman. Der Roman ist auch Ende der 60er Jahre noch so umstritten wie auch seine Schallplatte, was jedoch nur dazu führt, dass beides auch übersetzt wird und auch in anderen Ländern erscheint. Die nicht zu unterschätzende Leistung dabei ist, dass der unzurechnungsfähige Johnny Bode hier auch erstmals in Schweden Homosexualität zu einem öffentlichen Thema macht.

Über die tatsächlichen Leistungen und die Geschichte des Schriftstellers Johnny Bode wurde erste Jahre nach dem Tode Bodes diskutiert ohne dass man bis heute eine klare Linie ziehen könnte. Mittlerweile kamen bereits drei aktuelle Biographien über den Skandalautor des 20. Jahrhunderts auf den Markt, die Bode in gewisser Weise unsterblich machen, nicht zuletzt auch als einen bedeutenden Repräsentanten der erotischen Literatur Schwedens mit der Bode eine bedeutenden Beitrag leistete, der das „sündige Schweden“ der 60er Jahre weltweit ins Gespräch brachte. Der schwedische Staatsfunk widmete Johnny Bode zum 100. Geburtstag ebenfalls eine eigene Sendung, einem Mann, der in den 40er und 50er Jahren nicht mehr im Rundfunk auftauchen durfte.

Copyright: Herbert Kårlin

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