18 januari 2013

Kerstin Johansson i Backe, Kinderbücher aus dem hohen Norden

Kerstin Johansson i Backe, geborene Bergqvist, wurde am 23. November 1919 in einer streng methodistischen Familie in Boden geboren und starb am 18. Januar 2008 in Visby auf Gotland. Die Schriftstellerin war mit dem Lehrer und Schriftsteller Karl-Erik Johansson i Backe verheiratet. Ihr Vater war vermutlich der Freizeitmaler Oskar Bergkvist.

Auch wenn Kerstin Johansson i Backe, die, gemeinsam mit ihrem Mann, den Namensanhang „i Backe“ gegen 1960 annahm als das Ehepaar nach Backe im Ångermanland zog, in Boden geboren war, so verbrachte sie ihre Kindheit und ihre Jugend in Kiruna, wo sie auch ihren Mann kennenlernte, der in der Nachbarschaft wohnte. Im konservativen methodistischen Gedankengut der 20er und 30er Jahr war es ausgeschlossen, dass die Schriftstellerin eine höhere Bildung bekam. Sie befreite sich jedoch mit 20 Jahren von dem im Heim überall dominanten Gott, heiratete Karl-Erik Johansson und folgte ihm an die Orte in denen er als Lehrer eine Arbeitsstelle fand.


Der Weg zum ersten Kinderbuch war für Kerstin Johansson i Backe sehr lang und nicht geplant, denn mit 17 wurde sie Modistin in Kiruna, ab 1942 war sie Hausfrau und zwischen 1966 und 1975 arbeitete Johansson als Bibliothekarin. Die Idee ein Kinderbuch zu schreiben wuchs im Jahre 1960, als die dritte Tochter des Paares geboren wurde, „lilla Katta“, ein Kind, das nicht wie die anderen war, sondern entwicklungsgestört geboren wurde und die gesamte Aufmerksamkeit der Mutter forderte.

Da die Eltern das Mädchen, gegen den Rat der Ärzte und Ämter, nicht in einem Heim wegschlissen wollten, blieb Kerstin Johansson i Backe zu Hause und kümmerte sich um die Erziehung von Katta. In der freien Zeit und den Nächten in denen die Schriftstellerin nicht schlafen konnte, begann Johansson ihr erstes Kinderbuch zu schreiben, das dann 1961 unter dem Titel Holken erschien und das erste einer Reihe von 21 Kinder- und Jugendbüchern werden sollte.

Der große Erfolg von Kerstin Johansson i Backe kam, weil die Autorin aus dem hohen Norden keine Kinderbücher wie andere, damals vor allem weibliche Autoren, schrieb, sondern ihre Themen aus dem wirklichen Leben nahm und die schwierigsten Situation aus der Warte eines Kindes schildern konnte. Johansson sprach dabei alle Kinder an, die sich in irgendeiner Weise allein gelassen oder unverstanden fühlten, aber auch gemobbt wurden oder erlebten wie ungerecht die Gesellschaft Kindern gegenüber sein kann.

Während die ersten Kinderbücher von Kerstin Johansson i Backe noch sehr persönliche Bücher waren, die aus ihrer eigenen Situation entstanden und ihr dabei halfen die eigenen Probleme zu bewältigen, ging sie später mehr und mehr dazu über über Mobbing, Rassismus und Angst vor dem Unbekannten und den Änderungen in ihren Büchern zu schreiben und dabei gleichzeitig das Leben der 30er Jahre in Lappland zu schildern, das für viele Kinder mehr einer Hölle glich als einer ruhigen Kindheit, da dort täglich mehrere Kulturen gewaltsam aufeinander stießen.

Das Kinderbuch von Kerstin Johansson i Backe, das die Situation der 30er Jahre in Lappland am deutlichsten ausdrückt, in mehrere Sprachen übersetzt wurde, und 2003 verfilmt wurde, ist das Buch Som om jag inte fanns aus dem Jahre 1978, die wirkliche Geschichte von der finnisch sprechenden Elina, die in Kiruna in eine schwedische Schule muss in der die Anwendung jedes finnischen Wortes bestraft wird, aber auch kein schwedischer Lehrer bereit ist den Kindern einen verständlichen Übergang zur Zweisprachigkeit zu bieten, denn die Regierung in Stockholm will die Minoritäten des Landes zu reinen Schweden machen.

Das am häufigsten gelesene Buch von Kerstin Johansson i Backe ist allerdings die Liebesgeschichte Moa och Pelle aus dem Jahre 1981 für das die Autorin auch ein Jahr mit der Nils Holgersson Plakette ausgezeichnet wurde. Moa und Pelle können ohne Vorurteile jahrelang gemeinsam zu Hause spielen, bis zum Tag als die Schule beginnt und die beiden erfahren müssen, dass es eine Welt für Mädchen und eine für Jungen gibt, deren Grenzen auf Grund der Vorurteile der Erwachsenen nicht überschritten werden dürfen und die beiden Kinder erleben einen Schock dessen Ursache sie nicht begreifen können.

Mit Där inga prästkragar växer legte Kerstin Johansson i Backe das einzige Kinderbuch vor, das nicht von anderen Kindern berichtet, sondern autobiografische Züge trägt und das Leben eines Kindes im Bergwerkmilieu der 30er Jahre schildert und damit literarisch zur Kulturgeschichte Nordschwedens beiträgt, die hier nicht von der Seite der Industrie geschildert wird, sondern das Geschehen mit den Augen eines Kindes verfolgt.

Im Jahre 1964 erklärte sich Kerstin Johansson i Backe sich bereit im Dokumentarfilm En dag med Katarina teilzunehmen und das Leben mit einem entwicklungsgestörten Kind zu schildern, eine Situation in die jede junge Familie geraten kann. Die Schriftstellerin stellt in diesem Rahmen auch eine Schlüsselfrage: „Was wird aus unserem Kind, wenn wir einmal nicht mehr da sein werden?“

Copyright: Herbert Kårlin

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