26 maj 2013

Kerstin Hed, die erste Bauerndichterin Schwedens

Kerstin Hed, das Pseudonym von Hilda Gunilla Olsson (geborene Fredriksson), wurde am 21. Mai 1890 als Tochter des Landwirts Kers Fredrik Jansson und dessen Frau Johanna Ersdotter in Hedemora geboren und starb am 15. August 1961 ebenfalls in Hedemora in Dalarna. Die Schriftstellerin war ab 1916 mit dem Landwirt Anders Olsson verheiratet übernahm mit ihrem Mann den Hof der Eltern.

Hilda Gunilla Olsson setzte ihr Pseudonym aus dem Namen des Hofes der Famile, Kers, und dem Gemeindenamen Hedemora zusammen. Obwohl Kerstin Hed als einfache Bauerntochter nur eine minimale Bildung hatte, die sie 1909 mit einem dreimonatigen Kurs an der Volkshochschule etwas verbesserte, schrieb sie ihr erstes ländlich geprägtes Gedicht bereits im Alter von neun Jahren, das bereits in der Södra Dalarnes Tidning veröffentlicht wurde. Wie das Mädchen auf die Idee kam Gedichte zu schreiben, ist leider nicht bekannt, da es im elternhaus kaum Bücher gab.

Kerstin Hed, Kvinnor vid älven, LTs förlag, 1955

Noch bevor Kerstin Hed ihren Mann getroffen hatte, erschien 1913 ihr erster Gedichtband Från stigarna, ein Band der vor allem dadurch überzeugt, weil Hed zu einer beschreibenden ländlichen Dichtkunst greift, der jede Nostalgie abgeht. Da die Lyrikerin keinerlei Kontakte mit anderen Schriftstellern hat und über keine literarische Ausbildung verfügt, von der kurzen Begegnung mit der Literatur an der Volkshochschule abgesehen, sind ihre Gedichte authentisch und wuchsen aus Beobachtungen, denen Hed eine poetische Form gibt.

Da Kerstin Hed auch nach der Ehe weiterhin auf dem Hof arbeiten muss, bedeutete dies, dass an erster Stelle Tiere, Ernte und Hausarbeit kamen und die Dichtkunst nur in den wenigen Momenten zwischen zwei Arbeiten Platz hatte. Hed entwickelte ihre Gedichte irgendwann im Laufe des Tages und zeichnete sie nachts auf, dann wenn alle anderen schliefen und sie sich ungestört an die Formulierungen machen konnte. Trotz dieser Schwierigkeit der literarischen Tätigkeit ist die Anzahl ihrer Gedichtbände beachtlich, denn sie veröffentlichte 17 Lyrikbände, zwei Romane und arbeitete an drei Gedichtanthologien mit.

Die Gedichte von Kerstin Hed kreisen ausschließlich um das Landleben und verleihen dem ländlichen Denken und Leben eine Tiefe, die in der schwedischen Literatur ungewöhnlich ist, zumal die großen Dichter des Landes das schwedische Land in der Regel idealisieren oder missachten. Hed ist auf dem Lande aufgewachsen, sie hat es nie verlassen, sie gehört selbst zur Schicht der Bauern und man spürt daher mit jedem Vers, dass sie dieses Leben liebt und auch den einfachsten Dingen Poesie abgewinnen kann ohne sie zu idealisieren.

Ähnlich wie das Landleben Sonne, Regen und Schnee kennt, so vielfältig sind auch die Themen, die Kerstin Hed bearbeitet, denn man findet in ihren Gedichten Hoffnung, Gemeinschaft und Ironie ohne dass die Lyrikerin dabei in die Vergangenheit blickt. In ihren Werken findet man das einfache Landleben, die Armut nach einer Missernte, die Freude eines Festes und das Erwachen der Natur. Hed malt in ihren Werken die Portraits der Landbevölkerung, ein Bild, das nahezu einmalig innerhalb der schwedischen Literaturgeschichte ist.

Da Kerstin Hed ohne „Leitfaden“ zur Dichtkunst gefunden hat, sind ihre Werke nicht in die Schablonen der Literaturwissenschaftler zu pressen, was allerdings auch dazu führt, dass die Autorin nur in wenigen Darstellungen der schwedischen Literatur erwähnt wird, obwohl Hed 1955 mit der begehrten Medaille Illis quorum ausgezeichnet wurde und Mitte des letzten Jahrhunderts noch als eine der bedeutendsten Lyrikerinnen Schwedens betrachtet wurde.

Den größten Erfolg hatte Kerstin Hed mit ihrem Gedicht Spel-Olles gånglåt aus dem Jahre 1923, das nicht nur mehrmals vertont wurde und dem es 1963 gelang 30 Wochen lang in den Svensktoppen zu bleiben, ein Lied das noch heute jeder Schwede kennt, auch wenn dabei nur noch wenige an die Bauerndichterin Kerstin Hed denken.

Copyright: Herbert Kårlin

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