21 oktober 2012

Nils Ferlin, der Bohemien unter den schwedischen Dichtern

Nils Ferlin wurde am 11. Dezember 1898 als zweiter Sohne des Radaktionssekretärs Johan Albert Ferlin und Elin Nathalia Ferlin in Karlstad geboren und starb am 21. Oktober 1961 im Samariterheim in Uppsala im Alter von 62 Jahren.

Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte Nils Ferlin in Wohlstand in Karlstad, wobei er von den Eltern selbst auf eine Privatschule geschickt wurde, was ihm eine unbeschwerte Schulzeit garantierte, zumindest bis der Vater eine Arbeit als Chefredakteur in der neu gegründeten Zeitung Bergslagen in Filipstad annahm, denn dies bedeutete einen Umzug in eine neue Gegend.


Bereits nach einem halben Jahr hatte sich der Vater jedoch mit dem Eigentümer der Zeitung zerstritten und verließ die Redaktion. Arbeitslos und mit dem Bestreben seiner Familie ein Leben über dem Durchschnitt zu bieten, versuchte er wieder in Karlstad Fuß zu fassen. Wenig später wurde er tot aus dem Klarälven gefischt. Die Mutter blieb nach diesem Vorfall mit ihren drei Kindern in Filipstad wo Nils Ferlin im Frühjahr 1914 die Realschule mit Erfolg abschloss.

Da Nils Ferlin bis dahin nur das oberflächliche Leben mit genügend Geld kannte, kam das Berufsleben für ihn wie ein Schock. Er versuchte sich in mehreren kleineren Jobs bis ihm ein Onkel im Jahre 1915 einen Ausbildungsplatz auf einem Segelschulschiff in Stockholm vermittelte. Nils schloss die Ausbildung mit Erfolg ab, kam jedoch mit dem wahren Seeleben weitaus weniger zurecht als der Ausbildung. Bereits seinen ersten Vertrag brach er vorzeitig und schloss damit sein Leben als Seemann ab.

Ab 1918 versuchte sich Nils Ferlin dann als Unterhalter in den Kreisen, die er am besten kannte, unter der Schicht der Bohemien. Da seine Mutter bereits 1916 ebenfalls nach Stockholm gezogen war, hatte er ein Zuhause zu dem er auch nach ausschweifenden Festen zurückkehren konnte und regelmäßiges Einkommen war daher auch nicht nötig. Nach seiner Wehrpflicht im Jahre 1920 besuchte Nils Ferlin dann die Theaterschule von Elin Svensson in Stockholm und begann auch in einigen Revuen zu spielen und Schlagertexte zu schreiben, was er, nach eigenen Aussagen, später in seinem Leben bereute.

Ende der 20er Jahre begann Nils Ferlin dann Gedichte zu schreiben, die unter dem Titel En döddansares visor im Jahre 1930 bei Bonniers erschienen und mit einem gewissen Erfolg verkauft wurden, was auch bedeutete, dass Bonniers 1933 dann bereits seinen nächsten Gedichtband Barfotabarn veröffentlichte, eine Sammlung, die zwischen Volkslied und Poesie einzuordnen ist.

Da Nils Ferlin nach wie vor ein sehr unstetes Leben führte, traf ihn der Tod seiner Mutter im Dezember 1936 sehr hart, aber er musste sich dennoch nicht selbst versorgen, denn seine beiden Geschwister mit Familie kümmerten sich weiterhin um den Dichter ohne je eine Forderung an ihn zu stellen.

Ende der 30er Jahre ging es mit Nils Ferlin aufwärts, denn er erhielt ein Stipendium von Bonniers, das ihn für mehrere Monate unabhängig machte und er verkaufte gleichzeitig mehrere Lieder für Hörspiele. Noch 1938 kam daher sein nächster Gedichtband auf den Markt und war ein Erfolg, denn Goggles wurde innerhalb einer Woche 2200 mal verkauft, was für einen Gedichtband einem Bestseller entsprach.

Im gleichen Jahr traf Nils Ferlin dann seine spätere Frau Henny Lönnqvist, was die ersten Jahr über jedoch ein schwieriges Verhältnis wurde, da Henny Lönnqvist in Helsingfors (Helsinki) lebte und der Zweite Weltkrieg über lange Zeit hinweg nur den Briefwechsel ermöglichte. Als Henny Lönnquist den Poeten 1944 in Stockholm besuchte, entschieden sich die beiden unmittelbar zu verloben und heirateten ein Jahr später. Seine Frau brachte eine gewisse Stabilität in das Leben des Autors und er begann regelmäßig an Gedichten zu arbeiten und die beiden kauften ein günstiges Haus.

Ab dieser Zeit kommt es bei Nils Ferlin jedoch immer häufiger zu Depressionen und sein Rheumatismus, den er bereits seit frühen Jahren hatte, verursacht ihm immer größere Probleme. Nach einem weiteren Gedichtband und dem 50. Geburtstag des Poeten macht das Ehepaar eine längere Reise durch Europa und besuchen Tunesien.

Nach der Rückkehr erhielt Nils Ferlin im Jahre 1950 den Literaturpreis des Samfundet De nio, ein Jahr später erscheint der Gedichtband Kejsarens papegoja und erreicht die Auflage von 22.000 Exemplaren, was die Geldprobleme endgültig als Vergangenheit abstempelt. 1955 erhielt er dann den Bellmanspriset der Svenska Akademien, die höchste Auszeichnung, die ein Dichter in Schweden erhalten kann. Anschließend erlebt er nur noch die Veröffentlichung eines einzigen Gedichtbands: Från mitt ekorrhjul. Wenig später ist Nils Ferlin noch der erste Autor Schwedens, der das Frödingstipendiet erhält.

Das letzte Jahr verbringt der Dichter dann erst im Mörby Lazarett, anschließend im Samariterheim in Uppsala, wo er zusätzlich einen Schlaganfall erleidet. Sein Zustand wird rapide schlechter und am 21. Oktober 1961 stirbt Nils Ferlin. 1962 veröffentlichte  Henny Lönnquist posthum eine letzte Gedichtsammlung des Poeten.

Copyright: Herbert Kårlin

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