16 oktober 2012

Bunny Ragnerstam, Gesellschaftskritik im Kriminalroman

Bunny Ragnerstam wurde am 16. Oktober 1944 in Eskilstuna geboren, wuchs jedoch in Främby bei Falun auf, wo seine Mutter als Fabrikarbeiterin beschäftigt war. Da die Mutter geschieden war und der Vater sich nicht um die Familie kümmerte, zog sie ihre drei Söhne allein auf.

In seiner Jugend hatte Bunny Ragnarstam vor allem zwei Interessen, nämlich Fußball und Lesen. Nach dem Abschluss der Realschule arbeitete Bunny ebenfalls in den Fabriken in Falun und spielte weiter Fußball in der Mannschaft der Stadt. Anfang der 60er Jahre bestimmte er sich jedoch auf Schreiben umzusteigen, was in seinem Fall im Jahre 1962 zum Falukuriren führte, wo er, auf Grund seiner sportlichen Aktivität, als Sportjournalist beschäftigt wurde. Als er zum Flussballmannschaft nach Kristianstad wechselte, begann er 1965 für das Kristinabladet ebenfalls als Sportjournalist zu arbeiten bis er 1970 in die Lokalredaktion von Arbetet wechselte, wo er auch andere journalistische Aktivitäten übernahm. Ab 1975 entschied sich Bunny Ragnarstam ganz der Schriftstellerei zu widmen, nachdem mittlerweile auch sein dritter Roman erschienen war, ein Kriminalroman und zwei historische Romane über die Situation der Arbeiter Ende des 19. Jahrhunderts in Kristianstad.


Bunny Ragnerstam begann seine literarische Karriere im Jahr 1972 mit dem Kriminalroman Brottet som kom bort, ein Krimi, der im Grunde um Macht und Demokratie handelt und als der erste Arbeiterkrimi Schwedens bezeichnet werden kann. Als ein Journalist einen Einbruch in einem Industriegebäude aufklären will, erfährt er die Grenzen des freien Wortes, denn die Wahrheit wird von jenen, die die Macht im Ort haben unterdrückt und Lüge wird als Wahrheit verkauft um die Industrie zu stützen.

Auch wenn dieser Kriminalroman einen gewissen Erfolg hat, schreibt Bunny Ragnerstam erst 2004 mit Mord, min själ seinen nächsten gesellschaftskritischen Kriminalroman bei dem der Journalist jedoch vom Polizisten Verner abgelöst wird. Im Jahre 2011 folgt dann Mord mördare mördast, der die Korruption innerhalb der Buchbranche als Hintergrund hat.

Seinen wahren Durchbruch hatte Bunny Ragnerstam allerdings 1974 mit Innan dagen gryr, dem ersten von vier historischen Romanen, die das Arbeitermilieu in Kristianstad gegen 1880 als Handlung haben. Ragnarstam baut die Handlung auf tatsächliche Geschehnisse auf und zeigt den Kampf der Arbeiter für ein besseres Leben. Auf der Suche nach Material stellt der Schriftsteller fest, dass die Geschichte der schwedischen Arbeiterbewegung nie von Seiten der Arbeitern beschrieben wurde, sondern von der Warte jener, die entscheiden. Bunny Ragnerstam versuchte nun die andere Seite zu zeigen, was ihm nicht nur sehr gute Kritiken brachte, sondern ihm auch eine große Leserschicht bringt und dazu führt, dass die Fernsehanstalt SVT die Handlung im Jahre 1988 unter dem Titel Kråsnålen als Serie verfilmt.

Auch die folgenden Romane Bunny Ragnerstams bleiben im Arbeitermilieu, wobei er in seinen historischen Romanen nicht nur die Fakten sprechen lässt, sondern die Meinungen seiner Umgebung zu Worte kommen lässt, denn gerade in den Fußballkreisen in denen der Autor nach wie vor verkehrt, trifft er die Arbeiterschicht, deren Eltern den Umbruch, der ihn am meisten interessiert, erlebt haben. Auf diese Weise werden die Handlungen und das Leben als Arbeiter in einem Eisenwerk lebendig.

In den 70er und 80er Jahren wird Bunny Ragnerstam nahezu mit Preisen überhäuft, die jedoch nahezu ausschließlich vom linken Organisationen, Zeitschriften oder dem Gewerkschaftsverband kommen, einem Kreis, der auch seine Leser anspricht. Trotz seines Fernseherfolgs und seiner sachlichen Beschreibungen wird der Schriftsteller von der Bürgerschicht noch heute mehrheitlich abgelehnt.

Bunny Ragnerstam baut mit all seinen Werken, auch den Kriminalromanen, eine industrielle Geschichte Schwedens der letzten 150 Jahre auf, die in gewisser Weise mit der universitären Betrachtung der Situation der Arbeiter bricht, denn den Autor interessieren nicht die Verkaufszahlen und Erfolge der Unternehmen, die die obere Schicht der Gesellschaft bereicherte, sondern die Situation jener, die diese Leistungen mit ihren Händen bringen, aber in der Geschichtsschreibung kaum genannt werden. Und dennoch benutzt der Autor die gleichen Quellen, nur dass er sie auf eine andere Weise liest.

Copyright: Herbert Kårlin

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