26 september 2012

Ola Hansson, der schwedische Schriftsteller ohne Heimat

Ola Hansson wurde am 12. November 1860 als jüngster Sohn eines wohlhabenden Landwirts in Hönsinge, Skåne, geboren und begann bereits gegen Ende seiner Schulzeit unter dem Pseudonym Runmar für die Zeitung Nya Skåne zu schreiben. Nach der Hochschulreife schrieb sich Hansson an der Universität Lund an der philosophischen Fakultät ein, wobei er in dieser Zeit auch seine ersten Gedichte schrieb und auch bald mit Schriftstellern wie Herman Bang, Axel Lundegård und Victoria Benedictsson Kontakt aufnahm und als Journalist beim Aftonbladet in Stockholm arbeitete.

Noch in Stockholm kam Ola Hanssons erste Gedichtsammlung Dikter auf den Markt, aber trotz seiner Kontakte in Stockholm, war er schon 1886 wieder zurück in Skåne, wo er Stella Kleve (Pseudonym für Mathilda Malling) kennen lernte und dieser auch einen Heiratsantrag machte, den die Schriftstellerin allerdings ablehnte. Wenig später traf er dann die deutschsprachige Schriftstellerin Laura Mohr aus Lettland mit dänischer Herkunft, die er, nach gemeinsamen Ferien, bereits im Jahre 1889 heiratete.


Die Zeit zwischen 1886 und 1889 reiste Ola Hansson sehr viel, wobei er sich  insbesondere in Deutschland, der Schweiz und Italien aufhielt. Während dieser ersten Jahre seiner Reisen veröffentlichte er sein berühmtes Buch Sensitiva amorosa, das der literarischen Welt Schwedens jahrelang Gesprächsstoff gab, da das Buch mit seiner sensuellen Dekadenz der Mittelklasse einen Skandal verursachte, was den Verkauf des Werkes nur anregen konnte.

Nach der Ehe mit Laura Mohr, die ihre Werke unter dem Pseudonym Laura Marholm veröffentlichte, begann ein unstetes Leben, denn das Paar zog nach Berlin, dann nach Paris und in die Schweiz: Als ein Jahr später der gemeinsame Sohn geboren wurde, kehrte das Ehepaar kurz nach Skåne zurück, um jedoch bald wieder aufzubrechen, wobei die Reise sie nun zuerst nach Riga und dann nach Berlin führte, das sie jedoch nach zwei Jahren wieder verließen um nach Schliersee in Bayern zu ziehen.

In diesen Jahren arbeitete Ola Hansson sehr viel für die deutsche Presse, aber auch in regelmäßigem Abstand an seinen Gedichtsbänden und dem autobiografische Werk Resan hem, das allerdings erst 1894 erschien. In Deutschland bekam Hansson den Ruf eines Fachmanns für Nietzsche, dessen Verfechter der Autor war und dort brach er auch endgültig mit August Strindberg, der einige Tage bei ihm verbracht hatte.

In Schliersee blieb das Ehepaar bis 1899, wobei dies die ruhigste und produktivste Phase von Ola Hansson war. Trotz der hohen Leistung, die beide Schriftsteller brachten, kam es jedoch zu extremen finanziellen Problemen, zu paranoiden Anfällen und einer plötzlichen  Zuwendung zum Katholizismus, zu dem beide 1898 übertraten. 1899 verließen dann beide Schliersee um nach München zu ziehen, wobei sie den Sohn zurückließen, damit er in Schliersee zur Schule gehen konnte.

In München kam zur Paranoia der beiden noch ein steigender Alholkonsum, was dazu führte, dass Laura 1905 zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Ola Hansson fand durch diese Situation wieder etwas zurück in die Realität, was ihm auch dabei half seine Frau ein Jahr später aus der Psychiatrie befreien zu können, allerdings unter der Auflage, dass beide für mindestens drei Jahre Bayern verließen. Zwischen 1905 und 1919 reiste das Ehepaar dann mehr oder weniger durch Europa, abgesehen von einigen längeren Aufenthalten bei Bern und in Meudon. Obwohl beide sehr viel schrieben und veröffentlichten, so kamen sie wegen der permanenten Reisen nicht aus den finanziellen Schwierigkeiten, die auch Stipendien der Svenska Akademien und der Fröding-Stiftung, die Ola Hansson in dieser Zeit erhielt, nicht verhindern konnten. Der Verwirrungszustand von Ola Hansson, der merkwürdiger Weise in seiner Prosa und seiner Lyrik nicht zu finden ist, erreicht seinen Höhepunkt, als er in einem Brief an Esaias Tegnér den Nobelpreis für sich und seine Frau fordert.

Von 1919 bis 1922 wohnte das Paar dann zuerst im dänischen Espergaerde, dann in Mölle in Skåne. Als jedoch die Vorbereitungen für Ola Hanssons Samlade Skrifter beendet war, verschwand das Ehepaar wieder Richtung Süden. Dieses Mal hielten sich die beiden erneut in der Schweiz auf, dann in der Tschechoslowakei, Jugoslawien, Griechenland und schließlich der Türkei, wo Ola Hansson noch sein Werk Psyke och hemma beenden konnte, bevor er am 26. September 1925, vermutlich an einem geplatzten Blinddarm, in Buyukdere in der Türkei starb.

Wenn man die zahlreichen Werke von Ola Hansson liest, so spürt man in ihnen die Unruhe in der er lebte und die ihn dazu zwang nahezu von Ort zu Ort ziehen, aber man spürt auch die Einflüsse, die die verschiedensten Länder auswirkten und Hansson aus der klar zu definierenden Schicht von Schriftstellern herausragen lässt. Die Stärke seiner Arbeit liegt daher in einer Mischung aus französischer Philosophie, Heimatgefühl aus Skåne und den ständig wechselnden Gefühlseindrücken, die jeder neue Ort Ola Hansson aufdrückte.

Copyright: Herbert Kårlin

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