22 september 2012

Olov Svedelid, Kriminalromane im Stockholmer Milieu

Olov Svedelid wurde am 26. August 1932 auf der Mälarinsel Kungsholmen in Stockholm geboren und starb am 22. September 2008 in Stocksund in Danderyd, einem Villenvorort der schwedischen Hauptstadt. Die Eltern Svedelids, Anders und Agnes Alfredsson, waren beide aus dem Värmland und hatten sich in Stockholm niedergelassen, wo der Vater Svedelids als Zimmermann arbeitete.

Bereits in seiner Jugend wollte Olov Svedelid Schriftsteller werden, wobei er, nach eigenen Aussagen, die Verlage mit Manuskripten geradezu bombardierte, die ohne Ausnahme alle abgelehnt wurden, nicht zuletzt deswegen, weil Svedelid dabei versuchte die französische Literatur im Stil von Sartre auf seine Weise in der schwedischen Literatur einzuführen, ein Versuch, den in den 50er Jahren nahezu jeder junge Autor in Schweden erfolglos unternahm.


Die rettende Idee hatte schließlich Elli Björkén, seine Frau, die er bereits 1954 geheiratet hatte und mit der er zwei Kinder bekam. Sie schlug ihm vor doch Kriminalromane zu schreiben. Die Idee trug Früchte und schon 1964 erschien Svedelids erster Krimi Döden tystar mun, den er allerdings in Malmö handeln ließ, der Stadt, wo man am meisten über Kriminalität sprach.

Nach einigen anderen Kriminalromanen mit mittelmäßigem Erfolg, kam im Jahre 1972 Anmäld försvunnen, der erste Krimi, in dem Kriminalinspektor Roland Hassel die Hauptrolle spielt und Svedelid die Handlung nach Stockholm verlegt. „Als vermißt gemeldet“ (Anmäld försvunnen) schlägt unmittelbar ein, wird von den Kritikern einstimmig gelobt und mit den ersten literarischen Preisen versehen. In der Folge erscheinen dann in unregelmäßiger Folge noch 28 weitere Kriminalromane mit der gleichen Hauptfigur.

Die Kriminalromane mit Kriminalinspektor Hassel haben nicht nur die Eigenheit, dass sie überwiegend in Stockholm spiegeln, sondern auch, dass Svedelid in jedem Band ausdrückt, dass die Gesellschaft der Dekadenz entgegengeht und früher alles besser war, eine Meinung, die viele seiner Leser teilen.

Ab 1977 schreibt Olov Svedelid dann, gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Leif Silbersky, 23 Kriminalromane, die sich überwiegend im Gerichtssaal abspielen und von tatsächlichen Rechtsfällen handeln, die in Schweden durch Schlagzeilen bekannt gemacht wurden. Auch hier gibt es eine Hauptfigur, den älteren Rechtsanwalt Samuel Rosenbaum, der in großen Linien an Silbersky erinnert, zumal beide Rechtsanwälte jüdische Namen tragen.

Zwischen 1977 und 1994 erscheint eine weitere Serie von Olov Svedelid. Dieses Mal handelt es sich um zehn Jugendkrimis mit den Betonrosorna, den „Betonrosen“, die ihm einen weiteren Leserkreis erschließen, auch wenn diese Reihe nicht so bekannt wurde wie Enid Blytons The Famous Five Series.

Olov Svedelid war unermüdlich im Schreiben, auch wenn er einmal sagte, dass er für einen Krimi gerade einmal zehn Tage benötigt und nie auch nur einen Strich der ersten Version ändert. Um einen Roman von 450 Seiten zu schreiben, benötigte allerdings auch Svedelid einen Monat bei seinem klar eingeteilten Arbeitsrhythmus, der täglich morgens um sechs Uhr begann. Insgesamt erschienen von Svedelid innerhalb von 44 Jahren über 190 Bücher, darunter auch historische Romane, Belletristik und einige Jugendbücher.

Auch wenn die meisten Bücher Svedelids in großen Auflagen erschienen, so schlug keines der Werke seine Kriminalromane im Stockholmer Milieu. Zehn seiner Bücher mit Roland Hassel als Hauptfigur wurden zu Kinoerfolgen, weitere Filme folgten im Fernsehen. Seine beliebtesten Handlungsorte in der Gamla Stan in Stockholm wurden mittlerweile teilweise abgerissen und von modernen Bauten ersetzt, was viele Stockholmer bei der Lektüre der Bücher noch in eine Nostalgie versetzt.

Das letzte Buch, das noch erschien bevor der Schriftsteller im Alter von 76 Jahren in Stocksund starb, war seine Autobiografie Riden av maran, besatt av demoner, helad av änglar, die insbesondere die Zeit behandelt als Svedelid erfuhr, dass er Krebs hatte und seine Begegnung mit dem Krankensystem Schwedens. Ein Jahr nach seinem Tod erschien dann noch Älskade Stockholm, eine Art bebilderter Reiseführer zu den Geheimnissen Stockholms, gesehen mit den Augen von Olov Svedelid.


Copyright: Herbert Kårlin

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