21 september 2012

Viktor Rydberg, der Autor zwischen Mythologie und Philosophie

Viktor Rydberg wurde am 18. Dezember 1828 in Jönköping geboren und starb am 21. September 1895 in Djursholm, dem heutigen Danderyd. Sein Vater, Johan Rydberg, war Schlosswächter und seine aus Polen stammende Mutter, Hedvig Kristina Duker, war Hebamme.

Allerdings verbrachte Viktor Rydberg seine Kindkeit kaum mit seinen Eltern, da die Mutter bereits 1834 an Cholera starb und Viktor wenig später mehr oder oder weniger von einer Pflegefamilie zur anderen kam und daher eigentlich erst an der Universität in Lund wirklich zu sich fand, auch wenn er weiterhin dafür arbeiten musste um sein Studium durchführen zu können. An der Universität Lund holte er erst die Hochschulreife nach und begann dann Jura zu studieren, ohne jedoch je ein Examen abzulegen.


Seine Karriere als Autor begann Viktor Rydberg im Jahre 1847 als Journalist beim Jönköpingsbladet um später auch bei der Göteborgs Handels- och Sjöfartstidning fortzusetzen, beide Male unter dem Chefredakteur Johan Sandwall, der in gewisser Weise auch Mäzen des Schriftstellers wurde und die ersten Werke Viktor Rydbergs veröffentlichte und ihm damit die Tür zur literarischen Welt öffnete. In Göteborg fand er unter S. A. Hedlund, dem Herausgeber der Göteborgs Handels- och Sjöfartstidning einen weiteren Wegbereiter.

Neben seiner Arbeit als Journalist in Göteborg arbeitete Viktor Rydberg an einigen seiner bekanntesten Werke, die er jedoch im Laufe der Jahre bei Neuauflagen teilweise ergänzte oder auch erheblich änderte. Sein romantischer Sagen-Roman Singoalla erschien 1857 im Göteborger Kalender Aurora und erst acht Jahre später als Buch. Mit Den sista athenaren führte er im Jahre 1859 in Schweden den Feuilletonroman ein, der gleichzeitig zur Zeitkritik und als Diskussionsbasis benutzt werden konnte und mit Bibelns lära om Kristus legte er sich 1862 mit der konservativen Kirche Schwedens an, da er Jesus die Göttlichkeit nahm und die Dreifaltigkeit verleugnete. Mit diesem Roman gelang es Viktor Rydberg, gehasst oder bewundert, in aller Munde zu geraten.

Ein gewisser Bruch entstand in Viktor Rydbergs Werken mit Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere, denn 1876 wurde er an die Universität Göteborg berufen, 1877 in die Svenska Akademien gewählt, 1884 Professor an der Universität Stockholm und 1887 wurde er in die Vetenskapsakademien gewählt, was auch bedeutete, dass seine Werke in den wissenschaftlichen Bereich gezählt wurden, dem Schriftsteller jedoch andererseits auch erlaubte kritische Themen auf anerkannte Weise aufzugreifen.

Während der letzten 20 Jahre seines Lebens schrieb Viktor Rydberg einerseits zahlreiche Gedichte, unter anderem auch das sehr bekannte Betlehems stjärna, das 1893 von Alice Tegnér vertont wurde. Andererseits begann er immer tiefer in der Forschung der germanischen und vor allem nordischen Mythologie aufzugehen, was auch zu den Werken Studier i germansk mytologi und Fädarnas gudasaga führte, die noch heute als bedeutende Quelle der Mythologie dienen.

In diesem Rahmen muss man jedoch bedenken, dass Viktor Rydberg nie in erster Linie Forscher war, sondern Schriftsteller, was natürlich dazu führte, das er auch bei wissenschaftlichen Werken seine Phantasie walten ließ und, ähnlich wie beim Roman Bibelns lära om Kristus eine sehr persönliche Meinung vertrat sowie Handlungen zu einem logischen Verlauf verarbeiten wollte, eine Forderung, die bei germanischer und nordischer Mythologie nicht immer zu erfüllen ist. Die wichtigste Frage, die sich Viktor Rydberg in diesem Zusammenhang stellte, war jedoch, in welcher Weise das wachsende Christentum im frühen Mittelalter die nordische Sagenwelt bereits manipuliert hatte um einen Übergang der Götterwelten zu ermöglichen.

Die geistige Einstellung Viktor Rydbergs wird auch an einem weiteren Ereignis deutlich, denn als er 1890 mit seiner Frau, Susen Emilia Hasselblad, in die Villa Ekeliden in Djursholm (heute Danderyd) zog, ein Neubaugebiet, setzte sich der Schriftsteller dafür ein, dass alle Straßen in seiner Umgebung eine Beziehung zur nordischen Welt der Götter bekamen.

Viktor Rydberg war in gewisser Weise ein Erneuerer der Literatur, aber er sucht im nationalen Zeitstrom des 19. Jahrhunderts seine Themen aus der Vergangenheit des Nordens, was man beim Lesen seiner Werke heute manchmal vergisst.

Am 21. September 1895 starb Viktor Rydberg nach kurzer Krankheit in der Villa Ekeliden. Das Haus wurde nur wenige Jahre später von der Kinderbuchautorin und Künstlerin Elsa Beskow bezogen und Anfang der 50er Jahre abgerissen. Rydbergs Grabmonument mit seiner Statue findet man im Östra kyrkogården in Göteborg.

Copyright: Herbert Kårlin

Inga kommentarer:

Skicka en kommentar