10 april 2013

Erik Johan Stagnelius, der Aussenseiter unter den Dichtern

Erik Johan Stagnelius wurde am 14. Oktober 1793 als Sohn des Bischofs Magnus Stagnelius und dessen Frau Hedvig Christina Bergstedt in Gärdslösa auf Öland geboren und starb am 3. April 1823 an einem Schlaganfall in Stockholm. Stagnelius war nie verheiratet.

Da beide Elternteile von Erik Johan Stagnelius aus Priesterfamilien stammten, war die Jugend des zukünftigen Dichters konservativ religiös geprägt. Dies bedeutete auch, dass Stagnelius von seinem Vater und seinem Adjunkten Pehr Brusenius seine Ausbildung erhielt und sehr früh Zugang zu einer bedeutenden Bibliothek hatte. Die Bildung erstreckte sich insbesondere auf die Literatur antiker Literaten und theologische Schriften. Erst als die Familie im Jahre 1810 nach Kalmar zog, besuchte Stagnelius noch ein Jahr lang das Gymnasium bevor er sein Studium in Lund begann.


Allerdings besuchte Erik Johan Stagnelius die Universität Lund gerade einmal ein halbes Jahr lang bevor er an die Universität Uppsala wechselte, wo er insbesondere Jura studierte, aber auch Vorlesungen in praktischer Philosophie besuchte sowie Deutsch und Französisch lernte. Im Jahre 1814 legte Stagnelius das Kanzleiexamen ab um eine Laufbahn als Beamter zu beginnen.

In älteren Aufzeichnungen wird Erik Johan Stagnelius in der Regel als psychisch instabil, als Alkoholiker und möglicherweise als opiumabhängig beschrieben, nach neuerer Forschung litt er jedoch vermutlich unter dem Noonans Sundrom, was sehr ähnlich gedeutet werden kann wie Alkoholismus. Mangels genauerer Informationen existieren heute beide Versionen parallel ohne dass jemand die Wahrheit kennt.

Obwohl sich Erik Johan Stagnelius zur gleichen Zeit in Uppsala aufhielt als die literarische Elite der Epoche, darunter Carl Jonas Love Almqvist, Erik Gustaf Geijer, Vilhelm Fredrik Palmblad und Per Daniel Amadeus Atterbom, so verkehrte Stagnelius nicht in diesem Kreis und hat Atterbom mit der größten Wahrscheinlichkeit nicht ein einziges Mal getroffen.

Ab wann Erik Johan Stagnelius literarisch aktiv wurde ist völlig unbekannt zumal ein sehr großer Teil seiner frühen Werke verschollen ist und der Dichter sehr wenige Werke selbst veröffentlichte. Sicher ist jedoch, dass er ab seiner Zeit in Stockholm, wenn auch anonym, literarisch aktiv war, denn 1817 veröffentlichte er das Gedicht Wladimir den store, vier Jahre später drei Hefte mit dem Titel Liljor i Saron und 1822 das Trauerspiel Bacchanterna eller Fanatismen. Den größten Erfolg erzielte er jedoch in dieser Epoche mit seinem Gedicht Sång öfver Qvinnan i Norden, für das er mit dem zweiten Preis der Svenska Akademien ausgezeichnet wurde.

Zwischen 1818 und 1820 zeigen die Werke von Erik Johan Stagnelius alle Zeichen der Mystiker und der Gnostiker. Literaturwissenschaftler gehen davon aus, dass Stagnelius in dieser Zeit mit den Übersetzungen der Schriften Ginza Raba in Berührung kam und davon fasziniert wurde.

Ab den 20er Jahren neigt Erik Johan Stagnelius immer häufiger zu einer Mischung aus religiösem Gedankengut und der griechischen Mythologie, auch wenn seine Werke um diese Zeit noch eindeutig der Romantik zugeordnet werden und Stagnelius, auch wegen seines kurzen Lebens, den Sprung zum Realismus nicht mehr machte.

Die literarische Breite von Erik Johan Stagnelius ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Schriftsteller gerade einmal zehn Jahre lang aktiv war und wegen seiner schlechten Gesundheit auch nicht immer die volle Leistung bringen konnte. Stagnelius schrieb, außer Gedichten, auch mehrere Dramen, Elegien, Sonette, Prosa mit philosophischem Einschlag und Liebesgedichte, die von mystischen Gedanken geprägt ist. Diese Vielseitigkeit von Stagnelius und die Tatsache, dass man über sein Leben sehr wenig weiß, beschäftigt noch heute die Literaturwissenschaft ohne dass man dadurch der Person Stagnelius wirklich näher käme.

Auch wenn Erik Johan Stagnelius in keinerlei literarischem Kreis verkehrte und relativ zurückgezogen lebte, gehört er mit zu jenen Autoren, die sehr viele modernere Dichter und Schriftsteller beeinflusst hat, unter anderem auch Gunnar Ekelöf und Stig Larsson, die die Werke von Stagnelius bewunderten. Bezeichnend ist auch, dass der Dramaturg und Regisseur Lars Norén bei zwei seiner Theaterstücke seine Titel unter den Gedichten von Stagnelius suchte.

Copyright: Herbert Kårlin

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