13 april 2013

Fredrika Ehrenborg in den Fängen von Emanuel Swedenborg

Anna Fredrika Ehrenborg, geborene Carlqvist, wurde am 15. März 1794 als Tochter des Händlers Nils Carlqvist und dessen Ehefrau Anna Christina Reimer in Karlstad geboren und starb am 20. Mai 1873 im Alter von 79 Jahren in Linköping. Ehrenborg war ab 1911 mit Caspar Isaac Michael Ehrenborg verheiratet.

Da der Vater von Fredrika Ehrenborg sehr früh starb und keine finanziellen Mittel hinterließ, wuchs die spätere Schriftstellerin bei einem kinderlosen kleinbürgerlichen Ehepaar in Karlstad auf. Ehrenborg sprach von der Erziehung durch die Pflegeeltern relativ schlecht und bezeichnete die Pflegemutter als ungebildet, die auch jeden Bildungswunsch des Mädchens ablehnte, da Bildung für Frauen nicht erstrebenswert war.

Anna Fredrika Ehrenborg, Skildringar Ur Det Husliga Lifvet Af Onämnd. [with] Fortsättning..., Nabu Press

Mit 17 heiratete die damalige Anna Fredrika Carlqvist den späteren Politiker Caspar Isaac Michael Ehrenborg, der ihr ermöglichte durch Selbststudium die verlorene Bildung nachzuholen. Nach Tagebuchaufzeichnungen ließ die Schriftstellerin nach der Ehe keinen Tag mehr vergehen an dem sie nicht etwas Neues hinzulernte, wobei sie die Neigung hatte diese Wissenserwerbung auch anderen vermitteln zu wollen.

Als ihr Ehemann im Jahre 1823 plötzlich starb, war Fredrika Ehrenborg gerade einmal 29 Jahre alt und hatte fünf Kinder, wovon jedoch eines bald darauf ebenfalls starb. Die Schriftstellerin verließ Stockholm und kehrte auf ein Gut des Ehemanns zurück, wo eine bedeutende Verwandlung stattfand, denn die bis dahin wenig von Religion beeindruckte Ehrenborg begann die Bücher von Emanuel Swedenborg zu lesen, die früher nur eine Stütze für ihren Mann gewesen waren, und verwandelte sich in eine tiefgläubige Frau, die über Swedenborg alle Antworten fand, die sie bis dahin gesucht hatte.

Aber Fredrika Ehrenborg beschränkte sich nicht nur auf einen unkritische Glauben an die himmlische Welt und die Erde, die ineinander übergehen, sondern sie begann die Schriften Swedenborgs zu analysieren und versuchte die Bibel mit Hilfe des Mystikers neu zu deuten Durch die Verbindung zur Swedenborggesellschaft in Skara folgte sie in jedem Schritt der Gedankenwelt Swedenborgs und wurde ein Spezialist der Philosophie des schwedischen Religionsphilosophen.

Die Entscheidung Schriftstellerin zu werden, entwickelte sich bei Fredrika Ehrenborg in den 30er und vor allem den 40er Jahren, als sie zuerst den Romantiker Ernst Kjellander nahezu als Sohn in ihrem Haus aufgenommen hatte und sich später teilweise in Uppsala aufhielt und von 1842 bis 1846 in den Kreisen von Erik Gustaf Geijer und Malla Silfverstolpe verkehrte, auch wenn es zwischen Ehrenborg und den anderen Besuchern des literarischen Salons teilweise zu Spannungen kam, da die Schriftstellerin in jedem literarischen Schaffen die moralische Frage suchte und bestrebt war andere davon zu überzeugen ihren Werken einen moralischen Stempel zu geben.

In dieser Zeit in Uppsala erschien dann das erste Werk von Fredrika Ehrenborg, die 1845 mit Skildringar ur det husliga lifvet die Gesellschaft nach der Lehre Swedenborg darstellte. Nachdem das Werk sehr positiv aufgenommen wurde, setzte Ehrenborg im folgenden Jahr mit einem Folgeband fort. Diese beiden Bände sind ein bedeutender Beitrag zur Kulturgeschichte Schwedens der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Sehr schnell stellte Fredrika Ehrenborg jedoch fest, dass sie nicht in der Lage war sich in diesem Bereich der Literatur zu verwirklichen und auf Anraten der Freiherrin und Schriftstellerin Sophie von Knorring schrieb Ehrenborg in den Folgejahren unter der Reihe Läsning för barn zahlreiche Kinderbücher mit einer starken religiösen und moralischen Tendenz. Allerdings muss man diese Tendenz auch damit in Verbindung bringen, dass Ehrenborg damit die Bildung von Mädchen auf dem Lande fördern wollte, was ohne stark religiöse Linie nicht möglich war.

Als Fredrika Ehrenborg im Frühjahr 1846 zu ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn nach Lund zieht, begegnet sie der neu entstandenen freikirchlichen Bewegung, machte Bekanntschaft mit spirituellen Kreise und begann sich für Weissagungen zu interessieren, was sie jedoch letztendlich Swedenborg noch näher brachte und sie veröffentlichte eine kommentierte Version des Buches Swedenborgs drömmar, das das Mystiker im Jahre 1744 in einer begrenzten Auflage von nur 99 Exemplaren drucken lassen hatte.

Fredrika Ehrenborg schrieb bis zu ihrem Lebensende religiöse Literatur im Geiste Swedenborgs. Zwischen 1862 und 1866 erschienen ihre Betrachtungen zu den Texten der alten und neuen Predigten der Svenska Kyrkan und ab 1869 gab sie die Zeitschrift Ett kristligt sändebud heraus, die sich an die Anhänger Swedenborgs richtete.

Auch wenn Fredrika Ehrenborg in der Literaturgeschichte Schwedens ihren berechtigten Platz findet und sie die bedeutendste Verfechterin der Ideen Swedenborgs des 19. Jahrhunderts war, so wurden ihre Werke kaum verkauft und die Schriftstellerin war nur von wenigen Literaten der Zeit geschätzt. Dies erklärt sich jedoch aus mehreren Tatsachen, denn zum einen weigerte sich Ehrenborg auch nur ein einziges Werk unter ihrem Namen zu veröffentlichen, da sie den Namen der angesehenen Familie nicht beschädigen wollte, zum anderen hatte sie eine sehr starken eigenen Willen, der immer um moralische und religiöse Fragen kreiste und nicht zuletzt, weil bekannt wurde, dass Ehrenborg ihre Verleger bei der Herausgabe der Werke finanziell unterstützte, was selbst von jenen kritisiert wurde, die selbst ihren Verlegern bei der Herausgabe ihrer Werke halfen.

Gleichzeitig zu ihrer Kritik zur damaligen Kirche Schwedens und dem Zwang Moralität als höchstes Kriterium zu sehen, zeigen sich im tatsächlichen Leben von Fredrika Ehrenborg Widersprüche, denn niemand in ihrer Familie stand hinter den Reformationen, die die Schriftstellerin von der Svenska Kyrkan forderte. Obwohl Ehrenborg Antimilitarist war, heiratete die älteste Tochter einen General, die andere Tochter war mit dem Erzbischof Ebbe Gustaf Bring verheiratet, die dritte hatte sich der freikirchlichen Erweckungsbewegung angeschlossen und der Sohn hatte enge Beziehungen zu einer anderen Freikirche Schwedens.

Copyright: Herbert Kårlin

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