5 april 2013

Maria Gripe und das realistische Kinderbuch Schwedens

Maria Gripe, geborene Walter, wurde am 25. Juli 1923 in Vaxholm geboren und starb am 5. April 2007 in Rönninge. Die Schriftstellerin war ab 1946 mit dem Künstler Harald Gripe verheiratet, der auch mehrere ihrer Bücher bebilderte und die Titel gestaltete, jedoch fünf Jahre vor ihr starb.

Die Schriftstellerin verbrachte die ersten sechs Jahre in Vaxholm und ihre Jugend anschließend in Örebro, wohin die Familie gezogen war. Einige Jahre später zog Maria Gripe nach Stockholm wo sie auch die Hochschulreife ablegte. Nach ihrem Abitur schrieb sich Gripe an der Universität Stockholm ein.


Auch wenn Maria Gripe bereits als Zehnjährige unterhaltsame Geschichten erfand, die sie ihren jüngeren Geschwistern erzählte und als Teenager einige Gedichte schrieb, so brach sie mit ihrem Umzug nach Stockholm mit jeder Art des Schreibens und die Erzählung von erfundenen Geschichten begann erst wieder als Maria und Harald Gripe ihre erste Tochter Camilla bekamen. In dieser Zeit begann die Schriftstellerin dann auch über das Schreiben von Büchern nachzudenken und zeichnete die ersten Geschichten, die sie für ihre Tochter erfand, auf.

Im Jahre 1954 erschien mit I vår lilla stad das erste Kinderbuch von Maria Gripe, das jedoch, ebenso wie einige der Folgebücher, kaum gekauft wurde und nahezu unbeachtet blieb. Der Durchbruch der Autorin kam erst mehrere Jahre später mit den drei Büchern Josefin aus dem Jahre 1961, Hugo och Josefin, das ein Jahr später erschien und 1966 mit den Folgeband Hugo.

Diese drei Bücher von Maria Gripe kamen vermutlich gerade deswegen so gut an, weil die Autorin hier die Situation einer Freundschaft zwischen einem Mädchen aus einem Pfarrhaus und einem Jungen aus der Natur zeigt und Josefin den Weg in eine vorurteilslose Welt geht, jedoch sehr bald die Grenzen erfährt, die die Gesellschaft dieser Ideologie setzt. Gripe greift dabei, wenn auch etwas im Hintergrund, ein universelles Thema der Frauenbewegung auf und zeigt, dass die „neutrale“ Gesellschaft der größte Feind des freien Denkens ist. Diese drei Bücher sind bis heute Klassiker der Kinderliteratur und werden regelmäßig neu aufgelegt.

Nach einem kurzen Ausflug mit einigen Büchern in die Sagenwelt kehrt Maria Gripe in den 70er Jahren mit der Serie Elvis zurück in die Wirklichkeit und schildert das Schicksal eines Jungen, der von der Mutter den Namen Elvis, nach ihrem großen Idol Elvis Presley, erhalten hat und nun den Erwartungen der Mutter nicht gerecht werden kann und einen Kampf nach innen und außen führen muss um seine Integrität und seine Personalität zu behalten.

Sämtliche Bücher, die Maria Gripe dann noch bis zu ihrem Tod schreibt, werden zu Erfolgsbüchern, die die Kritiker jedoch nicht immer positiv behandeln, denn so mancher unter ihnen wirft Gripe immer wieder vor, dass ihre Hauptfiguren immer Kinder sind, die die Welt von einer besonderen Warte aus sehen, Außenseiter sind und daher nicht der Norm entsprechen, woraufhin die Schriftstellerin grundsätzlich antwortete, dass alle Kinder die Welt auf ihre eigene Weise sehen und nicht in der gleichen Wirklichkeit leben wie die Erwachsenen.

Bei ihren späteren Werken greift Maria Gripe oft zum Übernatürlichen und Mystischen. Die Autorin benutzt nun die Methoden von Autoren wie Edgar Allan Poe, den Geschwistern Brontë und Carl Jonas Love Almqvist, übertragen auf Kinderbücher, und will damit einen Gegenpol zur Gewaltliteratur schaffen, die sich vor allem ab den 90er Jahren immer mehr in die Welt des Kinder- und des Jugendbuches eindringt und sich in allen Bereichen des täglichen Lebens ausbreitet. Maria Gripe will die Gewalt aus der Phantasie der Kinder ausschalten.

Die Bücher von Maria Gripe wurden in rund 30 Sprachen übersetzt und mehrere unter ihnen wurden für das Kino und die Fernsehanstalten verfilmt. Ihre Leistung im Bereich des Kinder- und Jugendbuches ist noch heute mit jener Astrid Lindgrens zu vergleichen, nur dass Gripe die Idylle mit Sozialkritik und Realismus getauscht hat und Kindern eine Verbindung zwischen Phantasie und Realität bietet.

Maria Gripe, für die der Respekt von einem „Andersdenken“ und die persönlichen Eigenschaften eines jeden Menschen extrem wichtig waren, was auch eine Frage der Toleranz ist, erhielt mehrere bedeuten internationale Preise für ihr Schaffen, verbrachte jedoch die letzten Jahre ihres Lebens wegen Demenz in einem Heim, wo sie im Alter von 83 Jahren starb. Ihr letztes Buch Annas blomma veröffentlichte die Schriftstellerin im Jahre 1997.

Von literaturwissenschaftlicher Seite aus gesehen, ist die Serie mit Skuggan am Interessantesten, die Maria Gripe in den 80er Jahren schrieb, da hier die angewandte Symbolik vom Leser am wenigsten durchschaut werden kann. Es gibt daher kaum ein Jahr in dem nicht ein Student oder ein Doktorand diese Bücher nicht als Basis für seine Arbeit nimmt.

Copyright: Herbert Kårlin

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